Gefahr, von Träumen Autorität abzuleiten

Nur weil manche Christen keine Erfahrungen mit Träumen haben, sollten sie Träume anderer nicht kategorisch als schwärmerisch abtun. Johannes mahnt allerdings zur Prüfung, „ob der Geist Gottes aus ihnen redet. Denn diese Welt ist voll von falschen Propheten“ (1.Joh 4,1).

Propheten wurden im Alten Testament oft in Verbindung mit Träumen und Visionen gebracht. Paulus warnt in Kolosser 2,18 vor Menschen, die Christen das Heil absprechen. Sie bezeichnet er als Menschen, die „sich in Demutsübungen und Engelverehrung gefallen und das mit irgendwelchen visionären Erlebnissen begründen.“

Jeremia mahnt das Volk, nicht auf das Gefasel bestimmter Propheten zu hören, weil er miterleben muss, wie falsche Propheten das Volk in die Irre leiten. Sie sagen: „Ich hatte einen Traum, ich hatte einen Traum!“ Damit versuchen sie, das Volk davon zu überzeugen, dass sie in Gottes Auftrag reden(Jer 23,25). Gott sagt: „Der Prophet, der einen Traum hatte, kann auch nur seinen Traum erzählen; aber der, zu dem ich gesprochen habe, der wird zuverlässig mein Wort ausrichten. Man wird doch noch Weizen und Spreu unterscheiden können“ (Jer 23,28). Der wichtige biblische Maßstab, ob ein Prophet wirklich im Auftrag Gottes gesprochen hat, ist, ob sich seine Voraussage erfüllt, ob sie so eintrifft, wie er es vorausgesehen hat (Jer 28,9). Damit beruft sich Jeremia auf 5.Mose 18,22. Trotzdem ist Vorsicht geboten, wie bereits in 5.Mose 13,2-4 erwähnt wird: Mit dem Auftreten falscher Propheten, die sich auf Träume berufen, muss gerechnet werden. Sie verleiten dazu, fremde Götter zu verehren und ihnen zu dienen. Sie versuchen sich sogar dadurch auszuweisen, dass das von ihnen angekündigte Ereignis wirklich eintrifft. Sacharja 10,2 weist auf die Gefahr lügnerischer Träume hin. Da bleibt nur eins: Gott mit ganzem Herzen zu lieben und auf ihn zu hören. Denn auch dies ist eine Wahrheit: „Je mehr Pläne du im Kopf hast, desto schlimmer träumst du“ (Pred 5,2).

Elihu, einer der drei Freunde Hiobs, lässt in seiner Beurteilung der Lage von Hiob einfließen, dass Gott durch Träume redet. Er ist wie die beiden anderen Freunde bestrebt, Hiobs Aussagen zu widerlegen. Wie kann Hiob es wagen, Gott zu kritisieren? Er hält Gott auch noch vor, er schweige und gebe ihm keine Antwort (Hiob 9,16). Daraufhin erinnert Elihu ihn, Gott redet zur Nachtzeit durch Träume und Visionen. „Mit Nachdruck warnt er die Menschen vor ihrem Tun, damit er sie von ihrer Bosheit abbringt und ihnen jeden Grund nimmt, stolz zu sein…“ (Hiob 33,14-18).
Vermutlich war es zur Zeit des Propheten Hesekiel ähnlich wie bei Jeremia. Die politisch und religiös Verantwortlichen sind orientierungslos geworden. Sie betreiben bedenkenlos Götzendienst. Da muss Hesekiel die Belagerung Jerusalems ankündigen, er soll öffentlich mit klar verständlichen Worten sagen: „So spricht der Herr…“ (Hes 3,27). Nicht Träume, sondern geoffenbarte Rede Gottes soll das Volk vor seinem sicheren Untergang warnen.

Heute schauen wir auf Verantwortliche in Staat und Kirche, und es wäre aufschlussreich zu erfahren, wer die Urheber ihrer Ideen und Zukunftsträume sind. Es wäre ein Segen für unser Land, wenn ihre Träume und Visionen sich am geoffenbarten Wort Gottes orientieren würden. – Dieses Wort Gottes wurde Mensch in Jesus Christus. Anschaulicher geht es nicht. Was kann uns Besseres geschehen? Gleich vier Zeugen haben dieses Wunder in den vier Evangelienberichten festgehalten.

Orientierung 2009-05; 20.11.2009

Sie dürfen diesen Artikel frei kopieren unter Angabe der Herkunft: orientierung-m.de