Wer sind die Jesiden?
Jesiden nennen sich selbst „Êzidî“. Auch findet man häufig die Schreibweise „Yezidi”. Üblicherweise werden sie zu den Kurden gezählt. Aber es gibt auch Jesiden, die sich als eigenständige Ethnie verstehen. So sind sie bei der UNO, in Armenien und im Irak als solche anerkannt.
Sprache und Herkunft
Weltweit schätzt man ihre Zahl auf über eine Million. Das Hauptsiedlungsgebiet liegt im Irak, etwa 60 km nördlich von Mosul in der Provinz Ninive in den Bezirken Schaichan und im Sindschar Gebirge. Jesiden leben auch in Syrien, der Türkei, im Kaukasus, Russland und Europa. In Deutschland wird ihre Zahl auf 200.000 geschätzt.
Die Muttersprache der Jesiden ist Kurmandschi (Nordkurdisch), einer der größten kurdischen Dialekte. Daneben beherrschen sie oft auch die Sprache der Länder, in denen sie wohnen bzw. aus denen sie oder ihre Vorfahren emigriert sind oder vertrieben wurden.
Seit die Osmanen im 16. Jahrhundert das Siedlungsgebiet der Jesiden kontrollierten, kam es immer wieder zu Übergriffen, Verfolgungen und Massakern, da die jesidische Religion schon im Osmanischen Reich nicht anerkannt wurde. Durch den IS wurden 2014/15 Tausende Jesiden vertrieben und über 5.000 getötet.
Was glauben Jesiden?
Viele Jesiden wissen sehr wenig über ihre Religion und sind auch nicht bereit, darüber Auskunft zu geben. Durch die zunehmende Verfolgung und Emigration hat sich das aber in den letzten Jahren geändert.
Jesiden verstehen sich als Monotheisten, wobei Gott im Alltag keine große Bedeutung hat. Eine zentrale Rolle spielt die Verehrung von Melek Taus (Engel Pfau). Ihn hat Gott aus Licht erschaffen, als den ersten von sieben Erzengeln. In Gottes Auftrag erschuf er die Welt und Adam und Eva. Da Melek Taus sich weigerte, vor Adam niederzufallen, bestrafte ihn Gott. Nachdem er 7.000 Jahre Buße getan hatte, vergab ihm Gott und setzte ihn als seinen Stellvertreter auf Erden ein. Mit den Tränen der Reue löschte er die Flammen der Hölle aus. Melek Taus erscheint von Zeit zu Zeit in menschlicher Gestalt. Die letzte Inkarnation war der Sufi Scheich ‘Adi ben Musafir (gest. 1162), dessen Grabmal in Lalisch/Irak das zentrale Heiligtum der Jesiden ist. Bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sprechen sie ihre Gebete der Sonne zugewandt.
Jesiden praktizieren eine Art Taufe, sie kennen die Beschneidung und den ersten rituellen Haarschnitt der Jungen. Eine große Bedeutung im Leben eines jeden Jesiden haben Beziehungen. Neben dem Scheich und dem Pir (Priester), die jeder Familie zugeordnet sind, gibt es noch die Tradition des „Bruder bzw. Schwester des Jenseits“. Das ist wie eine „Blutsbruderschaft“ mit einem anderen Jesiden, die über dieses Leben hinausreicht.
Wichtig für das Gespräch: Jesiden haben kein Problem damit, dass Jesus Gottes Sohn ist. Jesus als “Licht der Welt” und “Brot des Lebens” eignen sich gut für ein erstes Gespräch. Die Verehrung von Heiligen und Okkultismus ist weit verbreitet. Die Macht der Sünde wird unterschätzt. Das Wort „Satan“ (Schaitan) ist für sie tabu. Besser ist es, das Wort „Iblis“ zu gebrauchen, wenn wir vom Teufel reden. Man kann nur als Jeside geboren werden. Wer die Religion verlässt, oder einen Nichtjesiden heiratet, wird ausgestoßen.
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