Geliebt zu werden macht froh – und oft auch mitteilsam. Wir möchten die Liebe Gottes, die wir erfahren haben, an andere weitergeben. Doch dann kommt manchmal die „kalte Dusche“: Ablehnung
Wir müssen mit Ablehnung rechnen
Jesus Christus hat Seinen Jüngern nicht verschwiegen, dass sie mit Ablehnung und Feindschaft rechnen müssen (Joh 15,18 und 20): „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat… Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.“
Wenn wir an die Leiden von Jesus Christus denken, stehen uns vor allem Seine körperlichen Schmerzen vor Augen: die Striemen durch die Auspeitschung, die Wunden durch die Dornenkrone, die schrecklichen Qualen am Kreuz. Wie sehr Ihn aber die Ablehnung durch die Menschen, die Er geliebt hat, ebenfalls verletzt hat, können wir uns wohl kaum vorstellen. In einer Ankündigung Seines Leidens (Luk 9,22) hat Er auch darauf hingewiesen: „Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt werden.“
Ihm, den der lebendige Gott gesandt und durch viele Wundertaten bestätigt hatte, wurde die Anerkennung verweigert. Er, der die Wahrheit in Person ist, wurde beschuldigt, ein Verführer zu sein (Mt 27,63). Ihm wurde vorgeworfen, einen Dämon zu haben (Joh 8,48-53). Er, der wie kein anderer Gott geehrt hatte und Ihm gehorsam war, wurde schließlich wegen „Gotteslästerung“ zum Tod verurteilt (Mt 26,65f). Und noch als Er am Kreuz hing, reichte es anscheinend nicht, Ihn ums Leben zu bringen. Es musste aller mögliche Spott über Ihn ausgegossen werden, um auch Seine Ehre zu zertreten (vgl. z. B. Mt 27,39-44).
Wie sehr schmerzt es uns, wenn wir statt Lob und Anerkennung Undankbarkeit „ernten“! … wenn wir uns für eine Person immer wieder zum Guten eingesetzt haben – und plötzlich entzieht sie uns das Vertrauen. … wenn unsere Motive verdreht werden: für unseren selbstlosen Einsatz werden wir verdächtigt, alles ja nur zu tun, um geehrt zu werden oder um „herrschen“ zu können… Ablehnung empfinden wir oft als „ungerecht“: wir wollen und tun Gutes und empfangen Böses. Was wir an Liebe und Freundlichkeit eingesetzt haben, wird entwertet: alles vergeblich!
Unser Herr Jesus Christus hat solche Schmerzen bewusst auf sich genommen – und Er mutet uns manchmal zu, auch für Ihn und mit Ihm solche Schmerzen zu ertragen.
Wir müssen Ablehnung akzeptieren
Natürlich wünschen wir uns, dass unsere Zuwendung auf Gegenliebe stößt. Aber wenn Liebe echt ist, lässt sie dem geliebten Menschen Freiheit: Er darf sich entscheiden, ob er unsere Hilfe will; er darf sich entscheiden, ob er mit Dankbarkeit oder Gegenliebe antworten will oder nicht.
Kurz vor Seiner Kreuzigung sagte Jesus zu der Stadt, in der Er abgelehnt und hingerichtet wurde: „Jerusalem, Jerusalem …! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Mt 23,37) Er hat um diese Stadt geworben, aber er hat sie nicht manipuliert oder gezwungen, ihn anzuerkennen. Sie durfte tun, was sie wollte. Er wusste, was auf diese Stadt zukommen würde, wenn sie Ihn ablehnt, aber Er hat sie nicht verflucht, sondern über sie geweint (Lk 19,41).
Wenn wir anderen Menschen die Liebe Jesu weitergeben und ihnen auch unsere Freude am Evangelium mitteilen wollen, müssen wir wissen: sie haben von Gott her die Freiheit zur Entscheidung, uns anzunehmen oder abzulehnen. – Natürlich ist es auf ihrer Seite höflicher und für uns angenehmer, wenn sie ihr Nein mit Freundlichkeit zum Ausdruck bringen. Aber grundsätzlich haben sie das Recht zum Neinsagen. Sogar Gott lässt es ja zu, dass wir Menschen, die wir Ihm doch unser ganzes Leben verdanken, Ihn ablehnen, Seine Existenz leugnen und Seine guten Gebote übertreten.
Wir müssen nicht mit Ablehnung antworten
Natürlicher Weise neigen wir dazu, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Aber wir müssen nicht auf Ablehnung mit Ablehnung reagieren. In gewissem Sinn ist Ablehnung ein „Härtetest“: Ist die Wahrheit nur wahr, so lange ihr die Meisten zustimmen? Ist unsere Liebe nur so lange Liebe, wie sie mit Gegenliebe oder zumindest mit ein wenig Freundlichkeit und Dankbarkeit erwidert wird? Oder ist unsere Liebe echt – und darum auch geduldig? Können wir das Evangelium weiterhin „in Sanftmut“ (1. Petr 3,16) bezeugen, auch wenn ihm widersprochen wird?
Dazu brauchen wir natürlich eine Liebe, die größer und stärker ist als unsere normale menschliche – die Liebe unseres Herrn Jesus Christus, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm 5,5). Der Apostel Paulus schreibt: „Die Liebe hofft alles“ (1. Kor 13,7) – auch dass Ablehnung nicht das letzte Wort bleiben wird.
Wir müssen uns nicht durch Ablehnung lähmen lassen
Schon die Erwartung, dass wir mit unserer Botschaft abgelehnt werden könnten, kann uns „mundtot“ machen. Wir schweigen lieber – um die Harmonie nicht zu stören, um nicht als „Fanatiker“ abgestempelt zu werden, weil es sich ja nicht lohnt …
Nun haben wir aber erfahren, dass in Jesus Christus der lebendige Gott sich mit Seiner ganzen Liebe uns zugewandt hat; Er hat uns durch Seine Vergebung einen neuen Anfang ermöglicht; Er hat unserem Leben Sinn und eine ewige Zukunftsperspektive gegeben. Davon können wir doch nicht schweigen! Es kann und darf uns doch nichts davon abhalten, dass wir uns auch anderen zuwenden. Ich denke, dass unser Herr selber uns ermutigen will, auch denen in Liebe zu begegnen und ihnen die Frohe Botschaft von Jesus Christus nicht zu verschwiegen, von denen wir Ablehnung befürchten müssen.
Bruder Andrew soll einmal (sinngemäß) gesagt haben: „Die meisten Muslime haben das Evangelium bisher nicht abgelehnt. Sie hatten noch gar keine Gelegenheit dazu – denn es hat ihnen noch nie jemand weitergesagt!“
Orientierung 2011-01; 01.02.2011