– Furcht und Hoffnung aus christlicher Perspektive
Über den Begriff „Islamisierung“ kann in Deutschland derzeit schwer sachlich gesprochen werden. Meist wird darunter der Zustand eines Staates verstanden, in dem das islamische Recht wachsenden Einfluss gewinnt. Christen aus orientalischen Ländern haben selbst in islamisch dominierten Staaten gelebt. Noch stärker als viele Deutsche fordern sie einen starken Staat, der so einen Zustand verhindert. Als Nachfolger Jesu sind auch Christen in Deutschland aufgerufen, gesellschaftliche Wahrheiten in Liebe anzusprechen. Im Folgenden werden exemplarisch zwei typische Standpunkte zu dieser Thematik in einem fiktiven Gespräch aufgezeigt.
Pro:
Ich fürchte mich vor einer Islamisierung. Es leben ca. fünf Millionen Muslime in Deutschland. Die meisten Muslime praktizieren ihren Glauben zwar nicht, doch sie identifizieren sich viel häufiger und stärker mit ihrer Religion, als wir Christen es tun. Noch stärker trifft das auf Muslime zu, die vor kurzem nach Deutschland geflüchtet sind. Sie verstehen den Islam oft so, wie er in ihrem Land praktiziert wurde. Wenn man dazu berechnet, dass Menschen mit muslimischem Hintergrund deutlich mehr Kinder bekommen als Christen in Deutschland, könnte der Anteil der Muslime in Deutschland in 30 Jahren um das Dreifache steigen. Dann wäre es noch schwieriger, Mohammed öffentlich zu kritisieren und unter Muslimen zu evangelisieren. Vielleicht entstehen dann zunehmend islamisch geprägte Parallelwelten. Vielleicht erleben Christen sogar Verfolgung.
Kontra:
Ich habe keine Angst vor einer Islamisierung. Die meisten deiner Argumente gehen davon aus, dass sich die derzeitige Situation nicht ändern wird. Doch die letzten 40 Jahre haben gezeigt, dass z. B. durch Wohlstand und Bildung die Geburtenrate u. a. von Türken in Deutschland auf zwei Kinder pro Ehepaar gesunken ist. Das gleiche gilt übrigens auch für Ehepaare in der Türkei, im Iran und Ägypten. Es gibt also einen sehr starken Einfluss der westlichen Kultur auf die Muslime weltweit, der von Christen wenig wahrgenommen wird. Die Bundesregierung errichtet islamische Lehrstellen an Universitäten und fördert einen liberalen Islam. Auch gibt es eine stärker werdende Bewegung von Ex-Muslimen im Westen. Übrigens, die meisten Christen, die den Glauben ihrer Eltern aufgeben, verlassen ihn nicht in Richtung Islam, sondern in Richtung Atheismus oder Agnostizismus. Kümmert uns das? Haben wir nicht größere Angst vor einem möglichen Wohlstandsverlust durch den Islam, als davor, dass unsere Kinder ihre Hoffnung auf Jesus verlieren? Lasst uns den Islam doch mehr als Weckruf Gottes sehen, dass die Christen Jesus neu, von ganzem Herzen nachfolgen. Es kommen Muslime nach Deutschland aus Ländern, in die sich die wenigsten Christen hineinwagen. Sollten wir nicht viel mehr diese riesigen Möglichkeiten sehen, die uns Gott hier bietet, sie zu Jüngern Jesu zu machen? Jesus sagt doch: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben“ (Matthäus 6,33). Ich bin überzeugt, das gilt auch für unsere Kinder!
Zusammenfassung:
Was bringt die Zukunft? Wird sich ein liberaler europäischer Islam als Mainstream bei Muslimen in Deutschland durchsetzen? Oder wird der Islam in 40 Jahren fast keine Rolle mehr spielen, so wie der Kommunismus heute? Werden vielleicht nationalistische Kräfte die politische Macht übernehmen? Es sind viele Fragen, die auf uns zukommen und genauso viele Horrorszenarien, vor denen wir uns fürchten können. Der Druck auf diejenigen wird wachsen, die sagen, dass Jesus der einzige Weg zum Vater ist. Es kommen also Versuchungen auf uns zu. Doch bei allem sollten wir uns stets an Jesu Worte erinnern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Jesus ist der Herr, von Anfang der Zeit bis in die Ewigkeit. Egal was uns erwartet, wir können uns voller Zuversicht an ihn wenden. Er wird das letzte Wort sprechen.
Orientierung 2016-01; 15.02.2016
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