Ein Kind, das sich schmutzig gemacht hat, ein Teenager mit zerrissenen Jeans, ein elegant gekleideter Geschäftsmann, eine Verkäuferin mit islamischer Kopfbedeckung … Wir Menschen lassen uns beeindrucken von dem, was wir mit den Augen sehen, und so entsteht oft unser erster, manchmal prägender Eindruck von einer Person. Gott ist anders – Gott sei Dank! Er sieht das Herz jedes Menschen an, so lesen wir es in 1. Samuel 16,7.

Was sieht Gott, wenn Er unser Herz anschaut?

Gott sieht im Herzen des Menschen viel Unsicherheit, Verletzung, Versagen, Zweifel und auch Schuld und Scham. Und er sieht vor allem, ob wir IHN suchen. Er sieht auch unsere Motivation, warum wir Dinge tun. Gott möchte uns ein neues, reines Herz geben (Hesekiel 36,26) und er weist keinen Menschen zurück, der zu ihm kommt (Johannes 6,37). Nur mit diesem reinen Herzen können wir vor Gott bestehen, einen anderen Weg gibt es nicht (Matthäus 5,8).

Unsere orientalischen Freunde und Bekannten sind von einer Kultur geprägt, die sehr viel Wert auf äußere Formen legt und auf das, was sichtbar ist. Auch in ihrer Religion geht es stark um die Erfüllung von Äußerlichkeiten, z. B. die Kleidung, Verschleierung der Frauen, das rituelle Gebet, die notwendigen Waschungen uvm. Es ist für sie nicht leicht zu verstehen, dass es beim Glauben an Jesus Christus und in der Nachfolge um unsere Herzenseinstellung geht, um das, was in uns vorgeht. Sie sind es gewohnt, Regeln zu erfüllen, weniger ihr Herz hinzugeben.

Wie können wir ihnen dabei helfen oder, noch besser, wie können wir miteinander lernen, so zu leben, dass Gott sich freut, wenn er unser Herz ansieht? Wichtig ist der Blick in unser eigenes Herz. Fragen wir uns, ob Jesus immer noch den ersten Platz darin hat und prüfen wir auch die Motivation unseres Handelns? Möchten wir Menschen beeindrucken oder sogar Gott?

Beim gemeinsamen Bibelstudium sollten wir Beispiele aus der Bibel wählen, die dieses Thema verdeutlichen, z. B. die Geschichten von David. Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes. Oder auch das Leben von Ruth. Ananias und Saphira sind geeignete Beispiele dafür, dass Gott unsere Motivation ansieht und sich nichts vormachen lässt.

Wie wäre es, wenn wir auch unser eigenes Leben offenlegen und von Situationen erzählen, wie Gott unser Herz angeschaut hat. Oft gibt es im Alltag Gelegenheiten dafür. Einmal begleitete ich eine Bekannte zur Polizei, weil sie wegen einem Ladendiebstahl angezeigt worden war und zu einer Befragung kommen musste. Es war ihr sehr unangenehm, und nachher sagte sie zu mir: „Du kommst auf jeden Fall in den Himmel, du machst so was nicht und hilfst anderen in Schwierigkeiten.“

Jetzt konnte ich ihr erzählen, dass ich mich freue, in den Himmel zu kommen. Aber nicht, weil ich besser wäre als sie, sondern weil Gott selbst für mich garantiert. Er sieht in mein Herz und vergibt die Schuld, die mich von ihm trennt.

Dass Gott unser Herz ansieht, zeigt schon, dass es IHM um eine Liebesbeziehung mit uns geht. Aber ist ihm unser Äußeres und unser Verhalten gleichgültig? Auf keinen Fall, auch dazu finden wir viele Beispiele in Gottes Wort (1. Timotheus 2,9; Matthäus 6,16-18). Was in uns ist, sollte sich auch äußerlich widerspiegeln. Wenn wir zu einem Fest eingeladen sind, freuen wir uns doch auch und ziehen uns besonders chic an. Also passt es auch nicht, dass wir unser Äußeres vernachlässigen, wenn wir mit Jesus Christus leben.

Es kann leicht passieren, dass wir anderen durch unsere Kleidung oder unser Benehmen zum Anstoß werden, vor allem im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen. Lassen wir uns da aufmerksam sein und feinfühlig, denn es geht um nicht weniger als um Gottes Willen für unser Leben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand“ (Matthäus 22,37).

aus: Orientierung M# spezial 1-2024
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