Worin unterscheiden sich die beiden Religionen in Bezug auf Politik?
Wenn wir Jesus Christus und Mohammed vergleichen, drängt sich sofort ein großer Unterschied auf. Jesus warb um Menschen aller Couleur. Insbesondere rang er in seinem jüdischen Umfeld um die Armen, die Priester, die Schriftgelehrten, die Pharisäer, die Zöllner, die ihr Geld durch Zusammenarbeit mit der römischen Besatzungsmacht erzielten. Aber er warb auch um Zeloten, also Guerilla-Kämpfer, die der damaligen Befreiungsfront angehörten. Selbst große Politiker wie Herodes (der Tetrarch) und Pontius Pilatus konnten von ihm hören. Einmal wollten seine jüdischen Zuhörer Jesus zum König machen, dann wieder seinen politischen Rat hören, ob sie Steuern zahlen sollten oder besser nicht. Jesus hatte allerdings andere Pläne als eine erfolgreiche politische Karriere. Er kam nicht, um Politiker zu werden, sondern um die Wurzel aller Probleme anzugehen, die Sünde. Als Jesus und seine Botschaft immer mehr abgelehnt wurden, griff er zwar zu drastischen Worten wie „Otternbrut“ und „Schlangengezücht“ (Mt 12,34+23,33). Er warf seinen Gegnern sogar vor, Kinder des Teufels zu sein (Joh 8,44), aber er zwang niemand seine Meinung auf. Er sprach zwar von den höllischen Konsequenzen ihrer Ablehnung seiner Person, aber er ließ seinen Gegnern durch kein Gerichtsfeuer noch zu Lebzeiten ein Ende bereiten. Er kämpfte mit stichhaltigen Argumenten, in Johannes Kapitel 5 zum Beispiel, dass er Gottes Sohn ist, Gott gleich, aber er erduldete den Widerspruch bis zum Ende. Ja, er verbot seinen Gegnern niemals den Mund, sondern ertrug die von Gott gegebene Rede- und Entscheidungsfreiheit eines jedes Menschen. Die wohl wichtigsten Aussagen zum Thema Politik und Glaube machte Jesus, indem er sagte „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mt 22,21) und „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36).
Mohammed erlebte auch ebenfalls Widerspruch, so dass er von Mekka nach Medina auswandern musste. Doch dort baute er einen politisch-religiösen Staat auf. Als er von den drei jüdischen Stämmen in Medina immer mehr Opposition erhielt, zwang er seine Widersacher mit Gewalt in die Knie. Er drückte seine Religion, den Islam, unter anderem auch mit Gewalt durch (Sure 9,5+111). Verehrer von Göttern mussten damit rechnen, umgebracht zu werden (Sure 9,73). Christen und Juden, soweit nicht zu den Götterverehrern gezählt, mussten gedemütigt Tribut entrichten und sich als Bürger zweiter Klasse unterwerfen (Sure 9,29). Die Scharia, das islamische Recht, bestimmte alle Bereiche des Lebens. Seine persönlichen Widersacher, die über ihn spotteten, ließ Mohammed nachweisbar töten (s. Hadith). Mohammed konnte in seiner zweiten Lebenshälfte Widerspruch nicht mehr ertragen. Hier sehen wir einen fundamentalen Unterschied zu Jesus Christus, der bis zum Ende keine Gewalt anwendete, weder um seine „Religion“ durchzusetzen, noch um mit seinen Widersachern aufzuräumen. Es heißt von ihm: „Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet“ (1.Petr 2,23). Mohammeds Politik war auf die Durchsetzung des Islam ausgerichtet. Jesus setzte sich für etwas viel Grundlegenderes als Politik ein: die Veränderung des Herzens, den Freispruch aus dem Gericht Gottes und das ewige Leben!
Thomas Schirrmacher schreibt in seinem Buch: „Koran und Bibel – Die größten Religionen im Vergleich“ davon, dass sich der Religionsstifter Mohammed im Koran als Politiker und Kriegsherr zeigt. In der Bibel dagegen verweigert sich Jesus Christus während seines irdischen Lebens der Politik (z. B. Joh 6,15) und stirbt stattdessen für das Heil der Welt. Dementsprechend folgert Schirrmacher: „Die Aufgaben von Kirche und Staat sind verschieden, und die Christen werden dem nicht-christlichen Rechtsstaat unterstellt, auch wenn sie sich mit Sachverstand in Politik und Gesellschaft einbringen sollen“ (s. S.74). Und „Die Kirche hat keinen Anspruch auf politische Macht“ (s. S. 76).
Vielleicht mit begründet aus den negativen Erfahrungen der Kirche während des Nationalsozialismus, sind Christen in Deutschland der Politik gegenüber häufig distanziert und engagieren sich zu wenig in Parteien. Als Christ darf man Politiker sein und sich von biblischen Werten und Maßstäben leiten lassen. Aber alle anderen Religionen mit Druck ausschalten zu wollen, wäre mit Sicherheit nicht im Sinne von Jesus Christus, weil es Menschen die Freiheit nimmt, auch Fehlentscheidungen zu treffen. In diesem Sinne sind Christen sehr stark demokratisch, auch wenn sie unter destruktiven Lebensentwürfen leiden. Das heißt aber nicht, dass christliche Politiker andere Glaubensvorstellungen propagieren und aktiv unterstützen sollten.
Der Zustand der Gemeinde Gottes, „in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt“ (Joh 17,16-18), ändert sich erst, wenn Jesus Christus mit großer Macht (und seinen Heiligen) wieder auf diese Erde kommen und sein Reich sichtbar aufrichten wird. Doch selbst dann gibt es Freiheitsspielräume für alle Völker, zum Beispiel nicht nach Jerusalem zu pilgern; die Folgen müssen die Völker aber selbst tragen (z. B. Sacharja 14,17). – In diesem Sinne lassen Sie uns an der Freiheit festhalten, die Gott jedem Menschen gibt – zum Guten und zum Bösen – auch wenn das Leiden mit sich bringt. Im Türkischen gibt es ein schönes Sprichwort: „Zorla güzellik olmaz“ was so viel heißt wie: „Schönheit kann man nicht erzwingen“, Schönheit – und auch eine echte Entscheidung, mit Gott zu leben und Seinen Willen zu tun – muss eben von innen, sozusagen „freiwillig“ kommen.
Orientierung 2012-01; 14.02.2012