„Angekommen!“ – Vier Kinder erzählen von ihrem ersten Jahr in Deutschland
Für Amir aus Syrien, Kidist aus Äthiopien, Yuna aus Japan und Boss, den Romajungen, sind so viele Dingen so unbegreiflich: Hunde laufen nicht frei auf der Straße, sondern an Leinen. Es gibt warmes Wasser aus dem Hahn und überall sind Uhren: Selbst zum Parken gibt es Uhren. Die Tage im Winter sind so kurz und im Sommer so unglaublich lang. Alle tragen so gute Kleidung und essen komische Sachen. Die Kinder erzählen, weshalb sie hierher kamen; aber vor allem teilen sie ihre Gedanken und Gefühle über das erste Jahr in Deutschland, in dem sie angekommen sind:
Vier Kinder erzählen
Amir findet es schrecklich ungerecht, in einem winzigen Zimmer mit 5 Personen leben zu müssen, wo sie in Damaskus doch ein großes Haus hatten; und freut sich nach einiger Zeit, bei Bauer Huber in der bayrischen Provinz ein Stück Frieden gefunden zu haben.
Kidist wurde von Menschenhändlern verschleppt und konnte aus eigener Kraft fliehen. In einem Kinderheim fühlt sie sich wieder sicher. Ihre Lehrerin hat ihr Kontakt zu einer äthiopischen Gemeinde vermittelt. So hat sie etwas afrikanische Heimat mitten in Deutschland gefunden.
Yuna fragt sich, was Weihnachten mit „Nacht“ zu tun hat. Es dauert, bis sie die neue Sprache versteht und sich traut, im Unterricht mitzumachen. Lange Zeit kann sie nur „hallo“ sagen. Die neuen Regeln, was als höflich gilt und was nicht, findet sie sehr schwierig: Wie kann man sich bloß in der Öffentlichkeit die Nase putzen? Das wird sie nie verstehen.
Boss weiß, dass er anderen nicht erzählen darf, dass er Roma ist. Es ist ihr Familiengeheimnis. Seine Eltern können nicht lesen und schreiben. Und weil seine Eltern ihn mittags vermissen, soll er auch nicht mehr zur Mittagsbetreuung gehen. Sie sind doch auch ganz ohne Schule glückliche Menschen geworden. Eines Tages lernt er eine Frau kennen, die seine Geheimsprache spricht. Was passiert, wenn andere von seinem Geheimnis erfahren?
Ein humorvolles Kinderbuch
Auf sehr sensible Art und Weise vermittelt Hanna Schott die Gefühle der Kinder. Ohne drastische Sprache, ohne Angst zu machen beschreibt sie, weshalb die Kinder heute in Deutschland leben. Ihr Ziel ist es, Verständnis und manchmal auch Mitgefühl zu wecken. Mit viel Feingefühl gelingt ihr ein Drahtseilakt zwischen Humor – ohne klamaukig zu werden – und dem Schrecken und der Angst, welche die Kinder hinter sich haben.
Amir, Kidist, Yuna und Boss machen Hoffnung auf eine gelungene Integration. Sie stehen als Beispiel für die vielen Kinder, die eine lange Reise hinter sich haben. Das Buch wurde nach wahren Begebenheiten geschrieben.
Die Geschichten sind kurzweilig zu lesen, die Figuren liebenswürdig und das ganze Buch in einer fröhlichen Sprache geschrieben. Auch als erwachsener Leser darf man manchmal über das schmunzeln, was die Kinder über Deutschland sagen. Man lernt das eigene Land durch diese Kinderaugen völlig neu kennen. „Angekommen“ ist ein gelungenes Kinderbuch, das ganz nebenbei etwas interkulturelle Kompetenz und Verständnis mitgibt.
Für Kinder ab 8 Jahren.
Das Buch ist bei Antolin gelistet.
Angekommen!
von Hanna Schott
Vier Kinder erzählen von ihrem ersten Jahr in Deutschland
Paperback, 123 Seiten, 2. Auflage, Neufeld Verlag
12,95 € (auf Rechnung), Art-Nr. : 2446351