Helmut und Anna (Namen geändert) berichten im Gespräch über ihre Erfahrung mit einem säkularen Flüchtlingshelferkreis. Seit mehr als 30 Jahren arbeiten sie unter Flüchtlingen in einer Kleinstadt in NRW.
„Wir haben gute Kontakte mit den Beamten aus dem Sozialamt. Seit vielen Jahren dürfen wir ein Zimmer im Flüchtlingsheim nutzen, um dort Kinderprogramm und Deutschkurse durchzuführen. Letztes Jahr mit der Welle an Flüchtlingen kam auch eine säkulare Flüchtlingsinitiative dazu. Besonders eine Frau (sie war aus der Kirche ausgetreten) bot in den von uns genutzten Räumlichkeiten Deutschkurse an. Vor einigen Wochen hat sie sich bei der Kinderstundenleiterin schriftlich beschwert, dass in dem Raum ein Plakat mit ‘Jesus liebt Kinder’ an der Wand hing. ‘Das ist ja eine christliche Dokumentation’, sagte diese Frau. Wir sprachen anschließend mit der Frau – und ich habe ihr gesagt, ‘Wir nutzen bereits lange vor euch den Raum und bisher hat sich niemand daran gestört. Von den Muslimen wird das Kinderprogramm respektiert. Muslime schätzen den christlichen Glauben mehr, als wenn man keiner Religion angehört. Und außerdem ist das Kopftuch auch eine Dokumentation des islamischen Glaubens. Zudem wird unser Engagement vom Sozialamt sehr positiv gesehen. ‘“
Ich hake nach: „Was haltet ihr davon, als Christ bei einem säkularen Flüchtlingshelferkreis mitzumachen?“
Anna: „Ich würde nicht mitmachen, weil ich mir nicht verbieten lassen möchte, dass ich meinen christlichen Glauben weitergebe. Ich möchte doch zu Weihnachten erklären, warum wir Weihnachten feiern. Dem säkularen Helferkreis wurde das verboten.“ „Und was, wenn Christen schon in einem säkularen Helferkreis sind?“, frage ich. „Wir würden einfach sagen, dass wir privat weitermachen und aussteigen“, antwortet Anna. „Es lohnt sich Flüchtlingen ganzheitlich zu dienen. Einmal hatten wir ein Mädchen mit zu einer christlichen Veranstaltung genommen und anschließend weinte sie die ganze Zeit. Auf die Frage: „Warum weinst du?“, antwortete sie: „Das war so schön heute Nachmittag. So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt.“
Orientierung 2016-02; 01.08.2016
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