Halt im Islam?

Wie beschreiben Muslime das, was sie hält? Muslime hinterfragen kaum, von welcher Qualität dieser Halt ist. Was haben sie an neuem, anderem Halt gefunden?

Selbstverständlich halten wir uns im Stadtbus an bestimmten Schlaufen oder Haltegriffen fest. Das Geländer auf der Brücke über den Fluss bietet uns Halt und Sicherheit. Auch gute Freunde vermitteln Rückhalt. Einen Halt brauchen wir in Erschütterungen, in Krisenzeiten. Halt und Orientierung brauchen wir auch, um nicht egoistisch zu werden oder verkehrte Wege zu gehen.

Worin finden Muslime Halt? Ist es die übernommene Tradition? Wie haltbar ist der Halt? Ein Mitarbeiter erzählt von seinen muslimischen Gesprächspartnern: „In manchen Gesprächen in Nordafrika hatte ich den Eindruck, dass meine Gesprächspartner ihren Glauben und besonders ihre Gottesvorstellungen von ihren Eltern oder verehrten Lehrern übernommen hatten. Ihre Religion zu hinterfragen, hätte für sie bedeutet, auch die Beziehung zu ihren Eltern und Lehrern und deren Autorität zu hinterfragen. Das war für die meisten (so schien mir) unvorstellbar. Halt in der übernommenen Glaubenstradition zu finden, bedeutete auch: von dieser Tradition festgehalten, von eigenem kritischem Denken ferngehalten zu werden.“

Ein anderer Mitarbeiter berichtet: „Als ich einen jungen Mann besuchte, schilderte dieser seine schwierige Situation: er ist als Einziger seines Landes in diesem Asylbewerberheim, leidet unter Einsamkeit, hat viele Probleme. Weiter sagte er: ‚Ich suche einen festen Halt für mein Leben. Ich denke dabei an die Bibel – ich sollte sie mal lesen‘. Gerne erfüllte ich ihm diesen Wunsch. Ich bete darum, dass er durch das Lesen der Bibel festen Halt durch den Glauben an Jesus Christus findet.“

Manche Muslime schätzen das gute System des Islam, andere schauen auf überwiegend gute Erfahrungen zurück, z. B. wenn sie innerhalb der islamischen „Umma“ Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft erleben. Bei Zusammenkünften schätzen viele die erlebte Gastfreundschaft. Jüngere Muslime halten sich an ihre Religion, weil sie so „cool“ und so „relaxt“ ist. Muslimische Schüler machen sich Gedanken, wenn ihre Mitschüler den evangelischen oder katholischen Religions-Unterricht besuchen. Sie fragen sich: „Was ist meine Religion?“ Eine Schülerin sieht den Halt darin, dass der Islam Orientierung und Lebensinhalt vermittelt.

Eine Deutsche Muslima sprach von Aha-Erlebnissen beim Koran-Lesen. Überhaupt zog sie diese Religion sehr an. Der Islam gab ihr Halt, nachdem eine gute Freundin durch einen Unfall ums Leben gekommen war. – Eine Muslima fand es wichtig, etwas zu haben, an das man glauben kann. Sonst wäre man ja ohne Hoffnung. Deshalb meinte sie, sollen Kinder zum Glauben erzogen werden. Wichtig für sie ist, dass sie glauben, weniger was sie glauben. – Eine andere muslimische Frau sagte, sie bekam für ihre Seele Kraft, Mut und neue Hoffnung von Gott, besonders wenn sie vor Abgründen stand. – „Ich fühle eine Kraft in meinem Inneren, wenn ich bete“, äußerte sich eine weitere Muslima. Durch ihren Glauben, so empfindet sie, braucht sie mit ihren Problemen nicht alleine dazustehen. (Beispiele aus „Muslimische Frauen in Deutschland erzählen über ihren Glauben“, GTB)

Sehen wir uns auch an, was Konvertiten zum Islam äußern, welchen Halt ihnen ihr neuer Glaube gibt: Ein deutscher Konvertit erkannte, welch einen hohen Stellenwert der Islam der Familie gibt. Das veränderte seine Sicht der eigenen Familie.

Ein junger Konvertit bedauert, in Deutschland werde der Glaube an Gott weggeredet. Ihn begeistert, dass es für jedes Problem im Koran Lösungen gibt. Vorher fand er seinen christlichen Glauben zu locker, zu unverbindlich. (Beispiele aus Youtube-Aufzeichnungen)

Diese Aussagen möchte ich als persönliche Bekenntnisse stehenlassen – doch wünsche ich den betreffenden Personen, die ausgestreckte Hand von Jesus zu ergreifen. Wie würden Sie beschreiben, was Ihnen Halt gibt?

Orientierung 2013-01; 15.02.2013
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