I have a dream – alles nur ein Traum?

Unser Mitarbeiter im süddeutschen Raum träumt von der türkischen Hausgemeinde. Wie sich diese organisiert und gestaltet, träumt er uns hier vor.

 

Im Wohnzimmer sitzt Fam. K., und die benachbarten Familien G. und Y. mit ihren Kindern. Miteinander nehmen sie ein einfaches Gericht zu sich. Nach dem Essen helfen alle beim Abräumen. Die Kinder setzen sich im Kreis vor Herrn K. Zusammen überlegen sie, was es braucht, damit ein Baum in einem Garten wächst. – Die Erwachsenen hören interessiert mit zu. – Die Kinder machen Vorschläge: Wasser, Sonne und Wärme, einen Platz … Herr K. malt die Vorschläge auf ein großes Blatt Papier. Zuletzt greift er den Gedanken des Wassers auf. Wie wichtig ist doch das Wasser für einen Baum. U. ein Kind, liest dann aus Psalm 1: Glücklich ist, wer Freude hat am Gesetz des Herrn … Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser steht … Mit ein paar kurzen Gedanken zeigt Herr K. auf, wie wichtig Gottes Wort für unser Leben ist. Frau Y. betet dann für die Kinder. Sie gehen in einen Nebenraum und spielen dort. Im Lauf des Abends schaut das eine und andere Kind wieder mal herein.

 

Herr K. lädt alle ein, davon zu erzählen, was Gott ihnen beim letzten Abend wichtig gemacht hat. Herr G. erzählt von einem mutmachenden Erlebnis. Das ist der Moment, wo Herr K. einlädt, Gott anzubeten. Psalm 96 wird gelesen und danach singen sie Lieder. Herr Y. liest noch einen Text und Frau G. singt ein Lied, das für uns alle neu ist. Wir nehmen uns viel Zeit, um zu beten und Gott zu loben. Danach greift Herr K. noch einmal zu dem Blatt, das er mit den Kindern vorbereitet hat. Und er steigt mit dem Thema ein. „Gott der Vater, hat jedem, der an Jesus glaubt, den Heiligen Geist gegeben. Nehmen wir an, dein Leben gleicht einem Garten und der Heilige Geist ist der von Gott eingepflanzte Baum …“

Miteinander entdecken wir, dass dieser Baum auch geistlich gepflegt sein will, damit er wächst und Frucht bringt. Dass Gottes Wort wie Wasser ist, war schon bekannt. Ungeziefer ausmerzen wird als „Sünde erkennen und bekennen“ miteinander entdeckt, dem Baum „Platz zum Wachsen geben“ wird mit Gehorsamsschritten verglichen usw.

Danach tauschen wir Gebetsanliegen aus und wir beten füreinander. Der Tisch wird für Tee und Gebäck frei geräumt. Auch die Kinder kommen dazu, sie wollen sich die Süßigkeiten nicht entgehen lassen. Beim Gespräch mit Herrn K. sagt er mir: „So feiern wir Gottesdienst, jede Woche. Manchmal mit Abendmahl. Nächste Woche wird Herr G. getauft … bei uns in der Badewanne.“ Später erfahre ich, dass es im Ort noch sechs andere solche kleinere Gemeinden gibt. Meist kommen Freunde oder Nachbarn dazu. Etwa alle paar Wochen treffen sich alle sechs „Gemeinden“. Außerdem pflegen die Leiter untereinander einen engen Kontakt.

Wenn der Kreis zu groß wird, folgt eine „Sendung“ eines Teils der Gruppe: sie beginnen einen neuen Kreis; der Ort wird dann wieder ein Wohnzimmer sein. Vor ein paar Monaten waren sie noch drei solcher Kreise. Wenn die „Vermehrung“ so weitergeht, dann könnten ja innerhalb kurzer Zeit sehr viele Menschen mit dem Evangelium erreicht werden, kommt mir in den Sinn. Die Wohnzimmeratmosphäre scheint mir für den türkischen Hintergrund ideal zu sein…

In diesem Moment werde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Etwas irritiert richte ich mich: War alles nur ein schöner Traum? Oder könnte diese Art, Gemeinde zu bauen, ein wichtiger Baustein sein, viele türkische Mitbürger in unserem Land zu erreichen? Ich freue mich darüber, dass Gott bei uns wirklich mit einer ersten Hausgemeinde begonnen hat.

 

Orientierung 2004-03, 23.06.2004

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