Ist Mission intolerant?

Einige Argumentationshilfen für das Gespräch mit Nichtchristen zum Thema Mission.

Zu unserem Christsein gehören das mündliche Bekennen genauso wie die praktische Hilfe, die von Liebe zu den Menschen motiviert sind.
Bestandsaufnahme

Wenn wir die Situation des christlichen Glaubens in Deutschland betrachten, fällt auf, dass er mit den Jahrzehnten immer stärker aus der Öffentlichkeit verdrängt wurde. Medien berichten selten und wenn, dann meist negativ. Christen sehen sich oftmals gezwungen, das wichtigste Thema ihres Lebens, den Glauben an ihren Retter Jesus Christus, unerwähnt zu lassen. Es fällt ihnen schwer, in einer Umgebung davon zu reden, die scheinbar nur ein innerweltliches Interesse hat.

Gegenwind

Wenn Christen doch von ihrem Glauben reden, insbesondere in Asylheimen, erfolgt manchmal ein massiver Beschuss mit scheinbaren  „TotsHändechlagargumenten“ wie: „Mission zerstört Kulturen. Muslime interessieren sich nicht für den christlichen Glauben! Lassen Sie doch den Muslimen ihren Glauben! Asylsuchende haben andere Fragen, darum ist Mission fehl am Platz. Außerdem nützt sie die Schwachheit der Neuankömmlinge aus. Mission zwingt Menschen und nimmt ihnen die Freiheit. Sie zielt auf Konversion und führt zur Verfolgung der Konvertiten. Mission fördert Konflikte auch in Asylheimen. Mission ist out, weil wir im Westen schon weiter sind und das Christentum aus dem Mittelalter stammt“ und so weiter.

Ein ganzheitlicher Ansatz

Dabei wird außer Acht gelassen, dass in einer pluralistischen Gesellschaft jeder Linke und Rechte, jeder Parteiangehörige irgendeiner Partei voller Überzeugung seine Position vertreten darf. Warum sollen Christen das nicht dürfen? Das wäre, als würde man einen Teil einer Person einfach abschneiden, ausklammern wollen.

In unseren Kontakten, auch bei den muslimischen Migranten, geht es um einen ganzheitlichen Ansatz. Sie haben Fragen zum Glauben. Das ist ganz natürlich in einer islamischen Kultur. Nachdem Flüchtlinge in Deutschland angekommen sind, plagen sie Fragen zum Glauben, Zweifel am Islam und Fragen nach den Gründen, warum sie der – aus ihrer Sicht – „christliche“ Westen aufgenommen hat. Darauf suchen sie Antworten, die ebenso wichtig sind, wie die Frage nach einer Unterkunft, Kleidung, Essen, Spracherwerb, Schule, Arbeit und Zukunft.

Verantwortliche in Asylheimen sollten sich in die Lage der Asylanten versetzen und ihnen dieses geistliche Bedürfnis zugestehen. Christen sind befähigt und autorisiert, ihnen Antworten auf ihre Fragen zu geben. Solche Fragen tauchen besonders an den christlichen Feiertagen in Deutschland auf.

Konsequenzen

Christen sollen die rettende Botschaft von Jesus Christus, seinem Kreuz, seiner Auferstehung und der Sündenvergebung in seinem Namen mit ihrem ganzen Menschsein in Worten und Taten der Liebe weitergeben. Das ist Mission. Ein absolutes Redeverbot für christliche Inhalte bei gleichzeitiger Erlaubnis sozial zu helfen, ist ungerecht und führt auf Dauer zu Unverständnis bei den Asylanten – und bei den christlichen Helfern zu großer Frustration. Deshalb beginnen manchmal christliche Helfer eigene Strukturen in eigenen Räumlichkeiten aufzubauen. Materielle und soziale Hilfe sind nötig, aber wenn es nur dabei bleibt, ist das zu wenig! Menschen, besonders Asylsuchende, die in Schreckliches verwickelt waren, brauchen Vergebung ihrer Schuld und echte Hoffnung, und diese finden sie mit Sicherheit nur in Jesus Christus. Nur durch ihn gibt es eine Versöhnung mit Gott. Alle Menschen haben das Recht, diese Botschaft zu hören. Dabei darf es weder Druck noch falsche Versprechungen geben. Freie Wahl der Religionszugehörigkeit ist ein Menschenrecht, und die Wahl, Jesus Christus nachzufolgen, ebenso. Gerade christliche Mission nimmt den anderen in seiner Freiheit sehr ernst und missbraucht diese nicht.

Die Kraft der biblischen Botschaft und Leiden

Die positiven Effekte einer Hinwendung zu Christus werden oft unterschätzt. Solche Menschen finden zu neuen Werten wie echte Freiheit, Frieden, Freude, Vergebungsbereitschaft, Versöhnung und Wahrhaftigkeit. Das sind Werte, die sich eine Gesellschaft für ihre Mitglieder nur wünschen kann. Auch in Asylheimen werden solche neuen Christen zu einem Lackmustest für Radikale, die andere Meinungen und Menschen unterdrücken wollen, eben auch Islamisten. Diese haben eine ganz andere Mission der Zersetzung unserer westlichen Freiheiten und Werte. Dann kann es auch in Asylheimen zu Ausschreitungen und Verfolgung von ehemaligen Muslimen kommen, die Christen wurden. Aber für die Gesellschaft ist dies ein Alarmzeichen, dass sie sich mehr um diese Radikalen bemühen muss und die Menschen nicht sich selber überlassen kann. Christen sind eine Herausforderung gerade für fanatisierte, gewaltbereite Muslime.

Nötiges Umdenken bei Christen und Nichtchristen

Auch Nichtchristen in Deutschland würden gut daran tun, den christlichen Glauben neu zu entdecken oder ihn zumindest wert zu schätzen. Selbst Gegner des Christentums sollten Christen die Freiheiten zugestehen, die sie sich selbst auch nehmen. Christen hingegen sollten auf ihrem Recht bestehen, ganzheitlich zu leben. Dazu gehört neben materiellen Hilfestellungen auch ihr Glaube und die Freiheit, ihn mit Worten weiterzugeben.

Ein anderer Ansatz: Zusammenarbeit und Grenzen
Was ist, wenn Christen beim Runden Tisch oder ähnlichen Zusammenschlüssen Flüchtlingen helfen und „Missionieren“ untersagt wird? Wie gehe ich als Christ damit um?

Einerseits habe ich Verständnis, wenn Nichtchristen unterbinden wollen, dass verschiedene Religionsgemeinschaften werbend durch die Heime ziehen. Andererseits bin ich Christ und das soll durchaus erkannt werden. Mein Tipp: Wenn persönliche Beziehungen entstanden und Interesse an Gesprächen über Glaubensfragen spürbar sind, können diese außerhalb der Unterkunft oder in einer öffentlichen Lokalität fortgeführt werden. Gerne helfe ich jemandem auch praktisch, weil mich Gottes Liebe motiviert. Dabei bitte ich Gott um Weisheit, auch geistlich helfen zu können.

Orientierung 2016-02; 01.06.2016
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