Anfang dieses Jahres erschien eine Mitarbeiterhilfe unter diesem Titel. Auszugsweise sind hier in gekürzter Form einige der Themen aufgeführt
Warum kommen auch Kinder mit muslimischem Hintergrund in christliche Gruppen?
Die Gründe dafür sind verschieden, denn sie werden eingeladen, sie kommen aus Neugier. Ihnen gefällt das abwechslungsreiche und altersangepasste Programm. Vielleicht geht die beste Freundin oder der beste Freund auch dort hin. Manche plagt die Langeweile, und das Basteln oder die Spiele machen einfach Spaß. Sie erfahren Wertschätzung und hören spannende Geschichten.
Geschlechterspezifische Erziehung
Folgende Beobachtungen können von Familie zu Familie sehr variieren. Etwa bis zur Pubertät ist für den Jungen die Mutter oft die wichtigste Bezugsperson. Aufforderungen weiblicher Erziehungspersonen appellieren an seinen freien Willen. Er soll der Mutter gehorchen, aber bei Missachtung geschieht ihm außer einem Tadel im Grunde nichts. Ab der Pubertät beginnt der Vater den Sohn verstärkt zu unterweisen. Seinen Anordnungen muss er Folge leisten. Doch seine Freizeit darf er sehr eigenständig und frei organisieren und genießt viele Freiheiten. Fehlverhalten wird entschuldigt.
Für das Mädchen sind die Mutter sowie ältere Schwestern unmittelbare Bezugspersonen. Die Kontakte des Mädchens beschränken sich oft auf die unmittelbare Nachbarschaft und Verwandtschaft – in West-Europa lässt das allerdings deutlich nach. Vielfach wird es streng erzogen und muss den Anordnungen der Mutter unbedingten Gehorsam leisten. Die Beaufsichtigung jüngerer Geschwister gehört neben Haushaltspflichten zu seinen Aufgaben. Bei Ungehorsam straft die Mutter. Vor dem Eintritt in die Pubertät endet für das Mädchen die trotz der straffen Erziehung relativ unbeschwerte Kindheit. Die Jugendliche muss jetzt sehr auf ihr Verhalten achten und wird in ihrer Bewegungsfreiheit oft eingeschränkt.
Irrtümer über den christlichen Glauben
Muslime werden gelehrt, dass Christen drei Götter anbeten und sie glauben, Jesus sei von Gott leiblich mit einer Frau gezeugt worden, denn sie sprechen vom Sohn Gottes. Auch ist die Vorstellung verbreitet, dass Christen das Kreuz anbeten und dass sie ein gefälschtes Buch besitzen. Nach ihrer Ansicht sei das ursprüngliche Evangelium verloren gegangen und vier falsche Evangelien seien an seine Stelle gesetzt worden. Ein Hinweis z. B. auf die gefundenen Qumran-Rollen kann helfen, die Glaubwürdigkeit der Bibel zu unterstreichen.
Ein überlegter Umgang mit der Bibel
Die Kinder sollen lernen zu respektieren, was Gott sagt. Muslime achten den Koran sehr. Sie waschen ihre Hände, bevor sie ihn berühren. Er wird immer zuoberst auf einen Bücherstapel gelegt. Legen Sie die Bibel nicht auf den Boden. Sprechen Sie über die Bibel immer mit Respekt und Genauigkeit und seien Sie aufmerksam, wenn Sie sie lesen. Die Kinder sollen sehen, dass Sie die Bibel achten und ehren.
Christliche und muslimische Feste ansprechen
Die großen Feste bieten sich an, um über ihren Grund und Inhalt zu sprechen. Mitarbeiter müssen einheimische Kinder auf ausländische Kinder vorbereiten und umgekehrt den ausländischen Kindern helfen, die einheimischen Kinder zu verstehen. Das gilt nicht nur für Feste – doch an Festen werden Unterschiede wahrgenommen. Wichtig ist es dabei zu betonen, dass es keine bessere oder schlechtere Kultur gibt. In der Andersartigkeit und Vielfalt liegt eine Bereicherung für uns alle.
Gesetzliche Verankerung
Die Religionsmündigkeit ist in der Bundesrepublik gesetzlich verankert. In § 5 KErzG steht: „Nach der Vollendung des vierzehnten Lebensjahrs steht dem Kind die Entscheidung darüber zu, zu welchem religiösen Bekenntnis es sich halten will“. Wenn muslimische Kinder unter 14 Jahren eine christliche Gruppe besuchen, sollte der Kontakt zu den Eltern gesucht werden, um ihre Einwilligung zu erhalten.
Anm. d. Red.: Obige Auszüge können im Zusammenhang besser verstanden werden. Sie sollen lediglich einen anregenden Einblick geben. Die ganze Arbeitshilfe (64 Seiten) unter dem Titel „Muslimische Kinder in christlichen Gruppen – Hintergründe zu Kultur und Religion, praktische Hilfen für die Begegnung“
Orientierung 2012-02; 15.04.2012
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