so sagen wir, wenn der Geduldsfaden gerissen, wenn das Maß voll, wenn die rote Linie überschritten ist. Ein Konflikt kommt zum Ausbruch, widerstreitende Auffassungen oder Interessen prallen aufeinander bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Auch unter Christen gibt es Konflikte. Was finden wir in der Bibel zur Entstehung von Streit und präventiven Maßnahmen? Was kann ich zum Frieden beitragen, was trägt Jesus bei?
Weil man sich scheut, einen schwelenden Konflikt anzusprechen, zögert man, bis sich so viel Frust angestaut hat, dass es zum offenen Konflikt kommt. Wir sagen: „jemand platzt der Kragen“. Angestaute Wut entlädt sich, Verletzungen bleiben nicht aus. In Bern gibt es das Kompetenzzentrum für Friedensförderung. Die LWL-Klinik Münster bietet eine Ausbildung zum/zur DeeskalationstrainerIn für 2.900 Euro an. Fachleute sprechen von Stufen in der Konflikteskalation: win-win; win-lose; lose-lose
(win = gewinnen; lose = verlieren). Die Lösung eines Konflikts sei primär von dem Verhalten der Beteiligten abhängig, sagen sie. Anwälte, Psychologen, Gerichte und Schlichter suchen nach möglichst gerechten Lösungen.
Mangelndes Hinhören?
Die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments der Bibel geben Einblick in viele Konflikte und Kriege. Wie eine rote Linie lässt sich erkennen: Wenn das Volk auf Gott gehört hat, erlebte es seinen Segen – wobei es trotzdem zu Kriegen kommen konnte, in denen sie von Gott gerettet wurden. Wenn sie ihn vergaßen, andere Götter verehrten, bewahrheitete sich der Fluch, wie er unter anderem in 5. Mose 28, 25 zum Ausdruck kommt: Der Herr wird euch vor euren Feinden zu Boden werfen. Entscheidend dabei war, ob der jeweilige König tat, was dem Herrn gefiel oder tat, was ihm missfiel. Wie schmachvoll müssen für die Juden die 70 Jahre im babylonischen Exil gewesen sein! Das ganze Unglück ist offensichtlich verursacht worden durch die hartnäckige Weigerung, auf Gottes Worte zu hören, wie es der Prophet Jeremia (19,15) zum Ausdruck bringt.
Was verhindert Konflikte?
Im Buch Sprüche wird das Einprägen von Gottes Anweisungen betont. Hüte sie wie einen Schatz … gib auf sie Acht wie auf dein Auge … schreibe sie dir tief ins Herz! (Spr 7,1ff) Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken (Spr 4,23). Ich bleibe bei dem biblischen Du. Gottes Geist will dir und mir Kraft geben: Lass deinen Mund keine Unwahrheit aussprechen; über deine Lippen soll keine Verleumdung oder Täuschung kommen. Lass deine Augen geradeaus schauen, richte deine Blicke genau auf deinen Weg! (Spr 4,24-25). Gott verabscheut: Überhebliche Augen, eine lügnerische Zunge, Hände, die schuldlose Menschen töten, einen Kopf, der böse Pläne ausheckt, Füße, die auf verbrecherischen Wegen laufen, einen Zeugen, der nicht die Wahrheit sagt, und einen Menschen, der Brüder gegeneinander aufhetzt (Spr 6,17-19). Frieden halten erfordert Kraft: Müht euch mit ganzer Kraft darum, dass ihr mit allen Menschen in Frieden lebt! (Ps 34,15) Ärgere nicht bewusst andere Leute (Spr 30,33). Wo kein Klatsch mehr ist, hört der Streit auf (Spr 26,20). Bemühe dich um eine versöhnliche Antwort, sie kühlt den Zorn ab (Spr 15,1). Lass nicht Eifersucht und Streit herrschen (Jak 3,16). Wer dem Herrn dient: Er darf sich nicht provozieren lassen, sondern muss die Gegner verständnisvoll auf den rechten Weg weisen (2. Tim 2,24-26). Stille die Bedürfnisse deines Feindes nach Essen und Trinken. Dann wird es ihm bald leid tun, dein Feind zu sein (Spr 25,21-22). Jesus rät: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel (Mt 5,44).
Konflikte unter Christen
Paulus und Barnabas gerieten in eine heftige Auseinandersetzung wegen Johannes Markus. Paulus wollte ihn nicht mehr auf die Missionsreise mitnehmen – so gingen Paulus und Barnabas getrennte Wege (Apg 15,36-41).
In der Gemeinde in Antiochia kam die Frage auf, ob Nichtjuden nur durch Beschneidung und Befolgung des mosaischen Gesetzes gerettet werden. Auf dem Apostelkonzil in Jerusalem kam es zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Doch der weise Beschluss löste in der Gemeinde Freude aus und ermutigte sie (Apg 15,1-35). Paulus wurde aus der Gemeinde in Korinth mitgeteilt, dass dort Parteiungen bestanden. In einem seiner Briefe an die Korinther erklärte er, wie ungeistlich Personenkult sei. Es komme auf Gott an, der zum Pflanzen (Paulus) und Begießen (Apollos) das Wachstum schenke (1. Kor 3). In der Gemeinde von Philippi bat Paulus seinen bewährten Mitarbeiter Syzygus um Mithilfe, damit Evodia und Syntyche sich als Glaubensschwestern wieder vertragen (Phil 4,2-3).
Was rät der Friedefürst Jesus?
Jesus will, dass ein begangenes Unrecht unter seinen Nachfolgern direkt unter vier Augen angesprochen wird. Kommt es zu keiner Einigung, sollen ein oder zwei Zeugen dazu gezogen werden. Wenn es dann noch zu keiner Klärung kommt, soll die Angelegenheit vor die Gemeinde gebracht werden (Mt 18,15-17). Das Gleichnis vom hartherzigen Schuldner zeigt zuerst Gottes Mitleid und großzügige Vergebung aller unserer Schuld. Was liegt dann näher, als anderen auch zu vergeben, erfahrenes Erbarmen weiterzugeben? (Mt 18,23-35) Wenn ihr den andern vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel auch euch vergeben… (Mt 6,14-15). So ist Vergebungsbereitschaft sogar Bedingung für eine ungetrübte Beziehung zu Gott. Christus … hat uns allen den Frieden gebracht und Juden und Nichtjuden zu einem einzigen Volk verbunden (Eph 2,14). So wird Jesus in vielen orientalischen Ländern noch nicht gesehen. Wer sagt es ihnen? Ja, es lohnt sich, in Konflikten auf Jesus zu schauen: Gott ist es, der Frieden bringt. Er hat den großen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten heraufgeführt, Jesus, unseren Herrn, durch dessen Blut er den ewigen Bund in Kraft gesetzt hat. Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will… (Hebr 13,20-21).
Orientierung 2014-03; 26.08.2014
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