Menschenpolitik und Gottespolitik

Wohin führen die politischen Aufbrüche unserer Tage? Steht die Wiederkunft von Jesus bevor? Haben wir Möglichkeiten, diese Bewegungen zu beeinflussen?

Es kamen und kommen aufregende Nachrichten aus der islamischen Welt. Syrien, der Jemen… kommen nicht zur Ruhe. Was spielt sich ab? Wird der Wille zur Freiheit auch zur Demokratie führen? Mancher von uns wird sich bei den Nachrichten überlegt haben: Steuert das auf das Ende, auf die Wiederkunft von Jesus zu? Auch die zwölf Jünger wollten von Jesus wissen, was die Vorzeichen für seine Wiederkunft und das Ende sind (Mt 24,3). In Matthäus 24,6-9.13-14 steht, was Jesus zur Antwort gab.

 

Beängstigende Nachrichten

Mir kommt es vor allem auf die ersten Verse und besonders auf Vers 14 an. Auf die Frage nach dem Verlauf der Weltgeschichte sagt Jesus, dass es aufregende, erschütternde, beängstigende Nachrichten geben wird, doch „erschreckt nicht!“ Er nennt Kriege, Hungersnöte, Erdbeben. Wenn wir uns umschauen, scheinen diese Ereignisse in unseren Tagen zuzunehmen. Doch Jesus fügt hinzu: „Das ist nicht das Ende“. „Ende“ hat im Griechischen auch die Bedeutung von „Ziel“: Das ist nicht das Ziel. Also: Kriege, das Versinken im Chaos sind nicht das Ziel.

In Psalm 2,1 finden wir eine erstaunlich kurze, zusammenfassende Antwort auf die Frage: „Warum toben die Völker, warum schmieden sie vergebliche Pläne?“ Wie viel Aufruhr ist da! Die Völker toben! Wie viele ergebnislose Zusammenkünfte, vergebliche Reden, Beschlüsse! Dann wird in nur einem Vers, dem Vers 2, aufgedeckt „Die Könige der Erde lehnen sich auf und sie verschwören sich gegen den Herrn und den König, den er erwählt hat“. Das ist also der Hintergrund für Aufruhr, für Ziellosigkeit, Sinnlosigkeit, dafür, dass wir Menschen trotz aller Klugheit die Probleme nicht in den Griff bekommen: Weil die Könige, die großen und kleinen – wir selbst eingeschlossen – sich auflehnen gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Was Jesus voraussagte, das ist die Realität einer Welt, die von der Sünde regiert wird. Bei Kriegen und zum Teil auch bei Hungersnöten sündigen Sünder an Sündern. Da bekämpft man sich gegenseitig, anstatt einander zu helfen. Bei Erdbeben und Naturkatastrophen könnte manches ein Gericht Gottes sein, um eine Welt, die in Gleichgültigkeit gegenüber Gott dahin lebt, wachzurütteln. Jesus betont: „Das ist nicht das Ende“, „das ist nicht das Ziel“.

 

Gute Nachricht

Aus den Aussagen von Jesus hören wir oft nur die bedrohlichen Worte heraus: Kriege, Erdbeben, Hungersnöte. Schlechte Nachrichten sind für uns interessant, diese merken wir uns, darüber diskutieren wir, sie verfolgen uns sogar bis in unsere Träume. Eine gute Nachricht dagegen wird einfach abgehakt, als gut zur Kenntnis genommen, und wir gehen über zum nächsten Thema. So übersehen wir leicht, dass Jesus hier vor allem eine gute Nachricht bringt. Er sagt: „dieses Evangelium des Reichs wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen zum Zeugnis, dann wird das Ende kommen.“ Das ist das Ziel dieser Weltepoche.

Trotz aller Sünde, allem Weglaufen von Gott gibt es ein Evangelium, die Gute Nachricht! Diese ist viel wichtiger als all die schlechten Nachrichten. Jesus spricht hier vom „Evangelium vom Reich“, von der Herrschaft Gottes als frohe Botschaft. Gott lässt diese Welt nicht einfach ihren selbstgewählten Weg ins Verderben laufen. Nicht Menschen mit ihrer Klugheit, nicht der Wahnsinn, nicht das Chaos regieren – Gott regiert! Und es gerät ihm nicht aus den Händen.

Wie greift Gott denn ein? Lesen wir Psalm 2,4: „Der im Himmel thront, lacht ihrer, der Herr spottet über sie. Dann spricht er sie an in seinem Zorn.“ Wir sehen hier Gott in seinem massivsten Angriff. Menschen lehnen sich gegen Gott auf, erklären ihn für tot, greifen ihn mit ihren Worten an, ignorieren ihn einfach, reden ihn tot und kommen sich dabei mutig und frei vor. Über solch einen Unsinn kann Gott eigentlich nur lachen, nur spotten. Es macht ihn zornig, was sich da so abspielt. – Und dann spricht er – und wenn Gott spricht, dann handelt er auch. Gott hat seinen König eingesetzt (V. 6). Gerne würde ich es nun ganz eindrücklich ausmalen. Wie sieht dieser König Gottes aus, den er in Jerusalem eingesetzt hat? Wir sehen einen Mann, dem man noch abspürt und ansieht, kurz zuvor ausgepeitscht worden zu sein; ihm wurde ein alter Soldatenmantel umgehängt, der einen Königsmantel darstellen soll. Weil ein König eine Krone braucht, wurde ihm eine Dornenkrone auf den Kopf gedrückt. Weil er ein Zepter braucht, hat man ihm einen Rohrstock gegeben – damit haben ihm noch vorher die Soldaten auf den Kopf und auf den Dornenkranz geschlagen. Diesen König, den mit der Dornenkrone, den hat Gott eingesetzt. Er wird von Pilatus zum Tode verurteilt. Er darf den Kreuzbalken selbst tragen. Dieser Balken ist nicht mal die schwerste Last. Es ist die Schuld dieser ganzen Welt, auch die von mir und von uns allen. Dann geht dieser König den Weg bis zum Kreuz. Statt ehrenvoll einen Thron zu besteigen, wird er auf eine andere Weise „erhöht“ und trägt dort die Schuld einer ganzen Welt weg. Das meint das: „Ich habe meinen König eingesetzt.“ Nicht um die Rebellen platt zu machen, sondern um uns von unserer Schuld freizusetzen, unsere Sünde weg zu schaffen.

 

Gottes Nachricht

Gott spottet über unsere kindische Auflehnung gegen ihn und ist zugleich so voller Erbarmen, dass er uns da rausholen will. Er ist zornig über die Sünde und hat alles einsetzt, um uns zu retten. Hinter diesem Zorn steckt eine unfassbare, ungeheure, glühende Retterliebe. Trotz aller Auflehnung will Gott seine Feinde retten. Dafür lässt er seinen König, seinen Sohn, die Schuld am Kreuz wegtragen. Dieser eingesetzte König ist auch der, der ins Grab gelegt wurde – der das Grab sprengt und am Ostermorgen aufersteht. Er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Das ist der König Gottes.

Diesen hat Gott in den Himmel erhoben und zu seiner Rechten gesetzt. Was tut er dort, während er regiert? Dort tritt er für uns ein. Da ist sie wieder: diese Liebe, dieses Interesse an uns und die Fürsorge, mit der er für uns eintritt, damit wir im Glauben weiter kommen – obwohl wir immer noch „Böcke schießen“. Herrschaft sieht bei Gott völlig anders aus: Wenn wir ihm die Herrschaft über unser Leben anvertrauen, werden wir nicht gebunden, geknechtet, sondern frei von der Last unserer Schuld, frei von der Hoffnungslosigkeit angesichts des Todes, frei von Zukunftsängsten. Gott bietet uns durch Jesus Vergebung unserer Schuld, Versöhnung und Frieden mit ihm selber an.

Sich diesem König anzuvertrauen, ist einerseits eine ganz persönliche Entscheidung. Die muss jeder für sich selber treffen. Doch diese Entscheidung hat andererseits mehr politische Auswirkungen als manche Parlamentsdebatte. Da, wo Menschen mit Gott versöhnt werden, bleibt diese Entscheidung nicht nur eine Sache des Individuums. Das hat Auswirkungen! Damit baut Gott sein Reich in dieser Welt.

 

Die Nachricht, die (die Welt) verändert

Gottes Antwort auf diese Welt der Sünde ist, kurz zusammengefasst: 

1. Es gibt das Evangelium, diese frohe Botschaft der Versöhnung, dass Menschen aus der sinnlosen Rebellion herauskommen und mit ewigem Leben beschenkt werden können.

2. Das Evangelium wird verkündigt werden. – Das ist aber ein Ding! Was soll das schon bewirken? Gott benutzt nur Worte. Er könnte auch Waffen oder Druck einsetzen. Er könnte seine Reichtümer einsetzen – doch er will Menschen weder zwingen noch kaufen. Er lädt ein. Du sollst sein Wort hören und dann als freier Mensch reagieren können, wie ein ganz freier Partner. Er will niemand manipulieren. Er setzt nur Worte ein. Doch hinter diesen Worten steckt Kraft. Dieses angenommene Evangelium bewirkt Veränderung.

Wo viele Menschen das Evangelium annahmen, gab es Veränderung, zog es Kreise. Zu Zeiten der Erweckung im hessischen Hinterland gab es Menschen, die kaputt waren durch Alkohol und dadurch ihre Familien ruinierten. Sie kamen zum Glauben, und die Kneipen machten zu. – Wie sah es zur Zeit von Jesus im Römischen Reich aus? Menschen haben sich daran ergötzt, wenn in Gladiatorenkämpfen Menschen massakriert wurden. Das war ihr Freizeitvergnügen. Was hat das Evangelium da hineingebracht?! Da wurde eine ganze Kultur verändert. Wo Menschen das Evangelium angenommen haben, hat es Veränderung gegeben. Das Evangelium wird nicht aufgehalten, nicht ausgebremst – so schwach es aussieht. Das Evangelium wird verkündigt, es findet hier und da und dort Glauben.

Manche von uns haben den Eindruck, dass Gemeinden schrumpfen – dies scheint mir aber nur bei uns so zu sein. In Ländern wie Kirgisien, wo es vor 20 Jahren fast undenkbar war, das Evangelium weiterzusagen, und in vielen anderen Ländern wächst die Gemeinde. Das Evangelium wird verkündigt werden – zur Not auch ohne uns. Aber das hat dann Konsequenzen: bei uns wird die Freudlosigkeit zunehmen. Wenn die frohe Botschaft durch unsere Herzen geht und über unsre Lippen kommt, werden wir selber froh – wenn nicht, bleiben wir leer. Im Bild gesprochen: Wir haben unsere Muskeln, um sie zu bewegen. Wenn jemand längere Zeit im Krankenhaus liegt, werden seine Muskeln abgebaut. Danach muss sich einer regelrecht wieder neu bewegen lernen. Die Gemeinde Jesu ist dazu da, das Evangelium zu verkünden. Wenn sie das nicht tut, wird sie verkümmern und schlapp werden, schwach und krank. Außerdem werden wir schuldig gegenüber unseren Mitmenschen, die das Evangelium brauchen.

Werden Sie „Nachrichtensprecher“! Machen Sie mit, beteiligen Sie sich! Die Evangeliums-Verkündigung geschieht in der Regel im Team. Beteiligen Sie sich an der missionarischen Arbeit in Ihrer Gemeinde.

Das Thema heute lautet: „Islamische Welt in Bewegung“. Haben wir einen Einfluss auf diese Entwicklungen? Ich bin überzeugt, positive Entwicklungen werden nur durch das Evangelium bewirkt. Nicht menschlicher Freiheitswille wird letztlich Veränderungen zum Positiven herbeiführen. Gott will, dass das Evangelium verstärkt in die islamische Welt hinein getragen wird.

Was können wir dazu tun? Es klingt so einfach: Unser Gebet wird dazu mithelfen, wenn wir uns denn wirklich die Zeit zum Gebet nehmen, wenn wir dranbleiben, konkret für die islamische Welt zu beten. Wir können Werke, die jetzt schon in der islamischen Welt tätig sind, unterstützen – es gibt viele Möglichkeiten – finanziell und in der Fürbitte. Wir haben ja auch Muslime unter uns. Damit bin ich bei unseren Bemühungen als Orientdienst. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um auch hier Muslime zu erreichen. Das kann durch Nachhilfestunden und dergleichen beginnen…

Nicht nur die islamische Welt, die ganze Welt ist in Aufruhr durch die Sünde. Doch Gott hat für eine gute Nachricht gesorgt. Er will Versöhnung. Er hat seinen König, Jesus Christus, als Retter eingesetzt. Diese Gute Nachricht wird verkündigt in der ganzen Welt. Ich lade Sie ein: Suchen Sie Ihren Platz dabei, machen Sie mit!

(Gekürzte Wiedergabe einer Predigt anlässlich des Orientdiensttages in Wiesbaden)

Orientierung 2012-01; 14.02.2012