Vorkommen und Gebrauch
1. Als erste der fünf Säulen des Islams finden wir das muslimische Glaubensbekenntnis (arab. schahada), das aus zwei Teilen besteht: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott gibt, und bezeuge dass Mohammed der Gesandte Gottes ist“ (arab.: „aschhadu an la ilaha illa llah, aschhadu anna Mohammadan rasulu llah“).
Mit diesem Bekenntnis in Gegenwart von zwei Zeugen wird ein Nichtmuslim in die islamische Gemeinschaft aufgenommen. Es folgt noch die Beschneidung des männlichen Konvertiten. Diese Konversion kann man nicht mehr rückgängig machen, ohne Kopf und Kragen zu riskieren: „Wer seinen Glauben ändert, den sollt ihr töten.“ (Hadith: Al-Buchari Nr. 2794). Gott wird nach islamischer Auffassung alle Sünden vergeben bis auf die Sünde der Beigesellung (Schirk), den Götzendienst, bei dem neben Gott noch andere Götter angebetet werden.
2. Im weiteren Sinne ist die Schahada das Zeugnis, das man dadurch ablegt, dass man für den Islam mit den Waffen kämpft, und vor allem dadurch, dass man für ihn im Dschihad stirbt. Den Muslim, der in der Schlacht fällt, nennt man Schahid, d. h. Zeuge, Märtyrer. In der Türkei werden die für das Vaterland gefallenen Soldaten Schehit (Şehit) genannt.
3. Im bürgerlichen und gesetzlichen Sinne kann man als Zeuge aussagen, z. B. als Trauzeuge oder im Falle eines Ehebruchs.
Entwicklung der Schahada
In der Frühzeit des Islam predigte Mohammed noch keinen exklusiven Monotheismus und damit auch noch keine klare Schahada (Johan Bouman: Das Wort vom Kreuz und das Bekenntnis zu Allah, s. S. 15). Später erst predigte er konsequent den kompromisslosen Ein-Gott-Glauben: „Siehe, ich bin Allah. Es gibt keinen Gott außer Mir…“ Sure 20,14. Später wurde folgende Formel zum liturgischen Höhepunkt im Freitagsgebet: „Sprich: Er ist der eine Gott, der ewige Gott; er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist ihm gleich.“ Sure 112. Die Aussage in frühen Koranversen, die noch etwas abgeschwächt klingt: „Der Herr des Ostens und des Westens! Es gibt keinen Gott außer ihm…“ Sure 73,9 entwickelt sich noch zu Mohammeds Zeit zu der klassischen Formel, die anlässlich des Ritualgebets (Salat) heute noch gültig ist und gesprochen wird:
Inhalt
Der erste Hauptsatz: „Ich bekenne, dass es keinen Gott gibt außer Allah“
Die Übereinstimmung mit der jüdischen und christlichen Vorgeschichte in Inhalt und Form ist auffällig. Auch Juden und Christen glauben nicht an Götter, sondern an einen einzigen Gott, der alles geschaffen hat. Mohammed hat diese Erkenntnis für sich übernommen und zu einer Zentralaussage seines Glaubens im Umfeld massiven Götzendienstes gemacht. Der islamische Monotheismus war ursprünglich eine Kampfansage gegen alle falschen Götter und Göttervorstellungen auf der arabischen Halbinsel. Doch dabei blieb es nicht. Die Schahada wurde zur Basis des islamischen Glaubens. Nur diesen einen Gott gibt es, und wer bei anderen Göttern sucht, wird verdammt. Doch auch als Stützpunkt für Angriffe gegen den christlichen Glauben dient die Schahada. Jesus Christus werden im Koran folgende Worte in den Mund gelegt: „Und es sprach doch der Messias: ‚O ihr Kinder Israel, dienet Allah, meinem Herrn und eurem Herrn.‘ Siehe wer Allah Götter an die Seite stellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und seine Behausung ist das Feuer.. Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: ‚Siehe, Allah ist ein dritter von drei.‘ Aber es gibt keinen Gott denn einen einigen Gott.“ (Sure 5,72f) Nach dem Koran soll Jesus die gleiche Schahada bezeugt haben wie Mohammed (Sure 5,72; 3,51; 19,36 und 43,64): „Allah ist mein Herr und euer Herr“.
Der zweite Hauptsatz: „Mohammed ist der Botschafter Allahs“
Der erste Hauptsatz sagt, wer Gott ist: nämlich ein einziger Gott, keine Götzen, auch keine drei Götter. Der zweite Hauptsatz sagt, wer diese Information im Auftrag Allahs als sein Botschafter (rasul) verkündigt hat. Die Quelle dieser Offenbarung soll Gott selbst sein, und Mohammed soll diese Information lupenrein weitergegeben haben. Die absolute Loyalität Mohammed gegenüber ist also im Islam untrennbar verknüpft mit dem Bekenntnis, dass es nur einen Gott gibt. Im Gebetsruf (ezan) sind beide Hauptsätze der Schahada zentrale Bestandteile. Mohammed steht mit seiner Lehre und seinem Leben der von Christus in vielen entscheidenden Punkten entgegen. Deshalb können Christen Mohammed nicht annehmen.
Praxis
Die Schahada ist ein Wort für alle Fälle: wenn die Geduld zu Ende geht, beim Aufstehen und Schlafengehen, sie wird bei jedem Gebetsruf benützt: 15-mal am Tag, in den täglichen rituellen Gebeten. Laut Hadith (Al-Buchari Nr. 3050): Wer sie 100-mal am Tag aufsagt, bekommt 100 böse Taten vergeben bzw. 100 Werke gutgeschrieben. Deshalb besteht ein magisches Verständnis dieser Schahada-Formel. Nichtmuslime werden ermutigt, die Schahada auszusprechen, damit sie so Muslime werden (der Autor kann das von der Türkei berichten, wo versucht wurde, seinen 5-jährigen Sohn zum Muslim zu machen). Die Schahada sollte beim Sterben zu den letzten Worten eines Muslims gehören.
Bewertung der Schahada aus biblischer Sicht
Das Zeugnis des Christen beruht auf der Heilstatsache durch Christus, während die Schahada auf dem Bekenntnis zum Tauhid (Einssein Gottes) und zur Prophetenschaft Mohammeds beruht: „er ist EINER und tut seinen Willen durch Mohammed kund.“ Zeugen von Christus sind Christen nicht mit gewandten, vorformulierten Worten. Die Kraft zum Zeugnis kommt durch den Heiligen Geist selbst. Im Gegensatz zum Islam wissen Christen von dem Schöpfergott, der durch sein Wort und den Geist diese Welt geschaffen hat. Er hat von Anfang an im Plural von sich gesprochen und ist doch der einzige wahre Gott. Er lässt sich in seinem Sohn Jesus Christus zu dieser Welt herab, um sie zu retten und die Sünden der Menschen vergeben zu können. Damit kommen sie durch den Heiligen Geist zur Gemeinschaft mit Ihm. Dazu sollen Christen Muslime einladen: zu einer lebendigen Beziehung zu einem lebendigen Gott. Unseren muslimischen Freunden fällt es schwer, das christliche Bekenntnis zu akzeptieren und es ist doch ihre einzige Rettung: „Wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus Christus ist der Herr!‘ und wenn du von ganzem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, dann wirst du gerettet werden.“ (Röm 10,9).
Orientierung 2001-03/04; 15.06.2001
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