Übersicht über Mohammeds Ehen
Während Muslime maximal mit vier Frauen gleichzeitig verheiratet sein dürfen (Sure 4,3), war es Mohammed erlaubt, beliebig viele Frauen zu heiraten (Sure 33,50). Zu einem anderen Zeitpunkt wurde dieses Zugeständnis jedoch offenbar zurückgenommen und ihm dann doch verboten, weitere Frauen zu heiraten (Sure 33,52). Islamische Quellen geben die Zahl der Ehefrauen Mohammeds unterschiedlich an. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass es zusammen dreizehn Frauen waren. Zwei von diesen starben vor seinem Tod, und zwei weitere heiratete er zwar, vollzog aber mit ihnen nicht die Ehe. Zudem hatte Mohammed zwei Sklavinnen, mit denen er ehelichen Verkehr pflegte, die aber als Konkubinen nicht die gleichen Rechte genossen wie seine Ehefrauen. Diese beiden Sklaven-Ehen waren bi-religiöse Ehen, die unten ausführlicher dargestellt werden.
Bireligiöse Ehen Mohammeds
Mohammeds erste Frau Chadidscha war in jeder Hinsicht eine Ausnahme. Sie heiratete Mohammed und nicht Mohammed sie. Die Aktivität ging von ihr aus. Sie war 15 Jahre älter als Mohammed. Mit ihr lebte er bis zu ihrem Tod monogam. Alle Frauen Mohammeds überlebten Mohammed außer Chadidscha und Zainab bint Khuzaimah. – Waraqqa ibn Naufal, ein älterer gebildeter Mann und Cousin von Chadidscha, war Christ geworden und hatte Chadidscha stark christlich beeinflusst, allerdings nicht unbedingt im Sinne eines biblischen Christentums. Deshalb war die erste Frau Mohammeds vermutlich keine Anbeterin der mekkanischen Götter. Wäre sie es gewesen, hätte Mohammed eine Götzendienerin geheiratet. War sie Christin, wäre seine erste Ehe der Prototyp für die islamische bireligiöse Ehe. Sicher ist jedenfalls, dass sie zu den ersten Anhängern Mohammeds gehörte, also Muslima wurde. Die islamischen Quellen berichten ganz offen von zwei Frauen, die nicht dem muslimischen Glauben anhingen und zu den Ehefrauen Mohammeds zählten.
Die Christin „Mariya al Qibitiyya“ (Maria die Koptin):
Laut der islamischen Tradition soll Muqauqis, der byzantinische Statthalter von Ägypten, Maria sowie vier weitere Sklavinnen Mohammed zum Geschenk gemacht haben. Maria kam im Jahr sieben (nach der Hidschra) nach Medina und wurde eine Konkubine Mohammeds. Gemäß den Berichten der Tradition soll sie, außer Mohammeds erster Frau Chadidscha, die einzige seiner Frauen gewesen sein, die ihm einen Sohn gebar. Der Junge soll aber bereits im Kindesalter verstorben sein. Es ist trotzdem vorstellbar, dass Maria durch die Geburt eines Jungen und den damit verbundenen Titel der kunyah (Ehrentitel in der islamischen Welt für eine Frau, die Mutter eines Sohnes ist. Anstelle ihres Rufnamens wird die Frau mit dem Namen ihres Sohnes, als „Mutter des…“ angesprochen) den Neid und die Eifersucht des gesamten Harems auf sich gezogen hat. (Tabaqat, 8/212ff; Tabari 2/645)
Die Jüdin „Raihana bint Zaid“:
Sie soll die Ehefrau eines Mannes namens Hakim oder Hakam gewesen sein. Sie war Teil der Kriegsbeute in der Schlacht 625 n.Chr. gegen die Banu Quraiza. In dieser Schlacht belagerten muslimische Heere den jüdischen Stamm der Banu Quraiza in seinen festungsähnlichen Häusern in einem Stadtteil Medinas und zwangen ihn, sich zu ergeben. Diese Schlacht war ein Rachefeldzug. Mohammed warf den Juden vor, sich in dem so genannten Grabenkrieg mit den Mekkanern gegen ihn verbündet zu haben. Muslimische Quellen berichten, dass nachdem sich die Mitglieder des Stammes der Banu Quraiza ergeben hatten, die 600 Männer des Stammes getötet wurden. Die Kinder und Frauen wurden zur Kriegsbeute. Mohammed wählte Raihana als Konkubine für sich aus (einige Muslime sagen, dass sie seine Ehefrau wurde). (Tabaqat 8/129; Ansab 1/453; Usdul-ghaba 5/460) Es gibt unterschiedliche Berichte, wonach Raihana sofort zum Islam konvertiert sei, als Mohammed sie fragte: „Wenn du Allah und seinen Gesandten wählst, so wählt dich der Gesandte Allahs für sich.“ Sie antwortete: „Ich wähle Allah und seinen Gesandten.“ (Tabaqat,8/129 ff). Ausgehend von einem anderen Bericht lehnte sie es zunächst ab, Muslima zu werden und wollte Jüdin bleiben. Diese Entscheidung soll sie aber geändert haben, als Mohammed sie vor die Wahl stellte zwischen ihrer Religion (Judentum) oder einer Ehe mit ihm (Tabaqat, 8/13).
Fazit:
Zur Zeit Mohammeds war sowohl die Polygamie als auch das Konkubinat Teil des gesellschaftlichen Lebens auf der arabischen Halbinsel. Trotz einiger Versuche und Erfolge Mohammeds, Missstände durch neue Gebote und Verbote zu beseitigen, schaffte er Polygamie und Konkubinat nicht ab, sondern gab weiterhin die Erlaubnis zur Polygamie (4,3). Mohammed gab Muslimen die Erlaubnis, jüdische und christliche Frauen zur Ehefrau zu nehmen (5,5), aber keine Frauen, die andere Götter verehrten (2,221). Umgekehrt ist es im Islam nicht akzeptiert, dass eine Muslima einen christlichen oder jüdischen Mann oder einen Mann aus einer anderen Religion heiratet. Das heißt, die Regelung ist einseitig, weil man davon ausgeht, dass der Mann der Stärkere in der Ehe ist und die Frau sich ihm fügen muss. Die Bibel dagegen sieht sehr wohl gerade in den andersgläubigen Frauen eine Gefahr. Gott warnte z. B. das Volk Israel davor, Frauen aus Kanaan zu heiraten, die Götzendienerinnen waren (5.Mose 7,3-4). Auch das Neue Testament setzt voraus, dass Christen und Christinnen sich nicht mit Nichtchristen verheiraten (1.Kor 7,39; 2.Kor 6,14). In der Bibel wird damit die Gefahr des Abfalls vom Glauben durch den weiblichen Ehepartner realistischer eingeschätzt als im Koran. Doch vor allem wird dem Glauben eine zentrale Rolle für das menschliche Leben zugeschrieben: eine so enge Beziehung wie die Ehe kann nur wirklich „gelingen“, wenn beide Partner nicht auf unterschiedliche Glaubens-Fundamente aufbauen. Es ist kaum anzunehmen, dass es in den bireligiösen Ehen Mohammeds zu einem gleichberechtigten religiösen Austausch zwischen Christentum und Islam kam. Vielmehr wird berichtet, dass Raihana und vorher Chadidscha sich mehr oder weniger freiwillig für den Islam entschieden. Besonders unter dem Aspekt, dass bis heute die Ehen Mohammeds Vorbild für viele Muslime sind, stellt sich die Frage, wie in diesem Licht heute bireligiöse Ehen mit Muslimen überhaupt geführt werden können. Da beide Frauen, Maria, die Christin und Raihana, die Jüdin, Sklavinnen waren, standen sie noch einmal eine Stufe unter den Frauen Mohammeds. Sie hatten anfangs zwar einen anderen Glauben als den Islam, konnten diesen aber in Mohammeds Gegenwart vermutlich nicht ausleben oder gar missionarisch von ihm weitersagen. Im Letzten erwarten Muslime, dass geehelichte Jüdinnen und Christinnen früher oder später den Islam annehmen. Deshalb ist eine Heirat mit einem Muslim für eine gläubige Christin abzulehnen. Wenn Muslime und ihre Familien ihren Islam nicht gut kennen oder ernst nehmen, mag solch eine Ehe eine Zeitlang „funktionieren“, bis dann wie aus dem Nichts riesige Probleme für die Nicht-Muslima entstehen können. Diese werden oftmals durch Verwandte oder Bekannte von muslimischer Seite ausgelöst.
Orientierung 2007-04; 15.09.2007
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