Gegenüberstellung Islam-Christentum

Christlicher und islamischer Glaube haben auf den ersten Blick starke Ähnlichkeiten. Beide sind monotheistisch (Sure 2,255; 5.Mo 32,39), kennen ähnliche Propheten, ähnliche Schriften und erwarten die Auferstehung der Toten und ein Endgericht. Beide haben eine Gemeinschaft der Gläubigen. Doch beim näheren Hinsehen entdecken wir gravierende Unterschiede. Wir nennen hier nur einige der wichtigsten.

Gott

Im Koran ist Gott der unnahbare Schöpfer (Sure 55,1-78; 6,10-101). Gott ist nicht dreieinig (4,171; 5,17.72.75.76.116). Er hat sich nicht selbst offenbart und kann nicht in Raum und Zeit eintreten (7,156; 35,15). Er bindet sich nicht an sein Wort und bleibt unerforschlich. Gott liebt den Sünder nicht (4,107). Er will die Hölle mit Menschen füllen (32,13; 11,119).

In der Bibel schuf der einzige Gott den Menschen zu seinem Ebenbild (1. Mose 1,26f), zur persönlichen Gemeinschaft mit seinem Schöpfer. Er offenbart seinen Charakter in Jesus Christus (Hebr 1,3). Gott ist ein einziger dreieiniger Gott (Mt 28,18-20), der Liebe ist (1.Joh 4,8). Gott sucht die Beziehung zu uns sündigen Menschen und wurde deshalb Mensch.

Jesus Christus

Im Koran hat Gott keine Kinder. Jesus ist nicht der Sohn Gottes (9,30). Die Sohnschaft wird physisch verstanden, als hätte Gott mit Maria ehelichen Verkehr gehabt. Jesus darf nicht als Gott angebetet werden (25,2; 19,35). Jesus ist nicht die zweite Person der Dreieinigkeit (5,17. 72-75; 4,171-172).

In der Bibel ist Jesus Christus von Ewigkeit her der vom Vater geliebte Sohn (Mk 1,11). Er ist nicht Sohn Gottes durch körperliche Zeugung, sondern der Erbe des Vaters, dem alle Macht in Himmel und auf Erden übertragen wurde (Mt 28,18). In Christus wurde Gott Mensch (Joh 1,1.14). Wer die Sohnschaft Jesu leugnet, spricht aus dem Geist des Widersachers Gottes (1.Joh 2,22f).

Im Koran ist der größte Prophet Mohammed (33,40; 61,6) und Jesus ein Prophet unter ihm. Mohammed soll in der Bibel angekündigt worden sein (2,67ff; 7,157).

In der Bibel ist Jesus der Retter und Erlöser der Welt, der höchste Prophet, Priester und König, der Sohn Gottes, der im Alten Testament angekündigt wurde. Jesus hat den Heiligen Geist versprochen (Joh 14,16). Jesus hat Mohammeds Kommen nicht vorhergesagt.

Nach dem Koran wurde Jesus nicht gekreuzigt und stand nicht vom Tod auf (4,157), sondern ein anderer starb an seiner Stelle.

In der Bibel starb Jesus aus freiem Willen im Einklang mit dem Willen des Vaters (Joh 10,17-18; Ps 22,16; Jes 53,6.10.12). Er wurde begraben, ist am dritten Tag auferstanden und siegte damit über Sünde, Tod und Teufel (1.Petr 1,18-19). 

Propheten

Im Koran hat Gott immer wieder durch die Propheten gesprochen mit genau der gleichen Offenbarung von dem einen allmächtigen Gott und dem bevorstehen Gericht (6,74-90). Mohammed ist demnach der letzte und größte aller Propheten, dessen Buch, der Koran, das größte aller Bücher Gottes ist.

In der Bibel hat der dreieinige Gott sich auf vielfältige Weise fortschreitend offenbart. Er sprach durch die Propheten und abschließend durch seinen Sohn (Hebr 1,1-2.11).

Der Heilige Geist

Im Islam wird der Heilige Geist auch als Engel Gabriel verstanden. Er ist beteiligt an der Offenbarung der Schriften (16,102).

In der Bibel ist der Heilige Geist die dritte Person des dreieinigen Gottes. Er ist ganz Gott. Er überzeugt Menschen von Sünde (Joh 16,8). Er gibt geistliche Gaben und bringt geistliche Früchte in den Gläubigen hervor (Joh 14,16; Gal 5,22).

Sünde und ewiger Tod

Im Koran aß Adam die verbotene Frucht, aber das war nicht weiter schlimm, weil Gott alles vergeben hat (2,35-39). Die Sünde bleibt horizontal auf der irdischen Ebene und betrifft Gott nicht.

In der Bibel aß Adam mit seiner Frau Eva zusammen vom verbotenen Baum. Dadurch kam die Sünde, Tod und Trennung von Gott in die Welt. Die Sünde ist auch vertikal und betrifft Gott.

Vergebung

Nach dem Koran ist der Muslim angehalten, durch gute Werke seine schlechten aufzuwiegen (25,70). Der Muslim hofft, Gottes Vergebung zu erlangen, aber er kann es nie wissen. Somit ist auch unklar, ob er jemals ins Paradies kommt.

Nach der Bibel geschieht Vergebung durch Blutvergießen (Hebr 9,22). Dieses Blut wurde vom einzig Sündlosen, Jesus Christus, zur Sühnung unserer Schuld vergossen (Röm 3,24f). Christen können wissen, dass Gott ihre Sünden vergeben hat (1.Joh 1,9). Wer umkehrt und sich auf den Tod und die Auferstehung von Jesus beruft und seine Vergebung annimmt, hat das ewige Leben bereits jetzt (Joh 1,12; 1.Joh 3,1).

Himmel und Hölle

Im Koran wird der Himmel als Garten-Paradies beschrieben, in dem alle Dinge erlaubt sind, die jetzt verboten oder eingeschränkt sind: Alkohol, Sexualität und alle Wünsche werden erfüllt (4,57; 55,56; 3,133; 9,38; 13,35; 39,34; 43,71; 53,13-15). Dort sind die Muslime glückselig (32,17). Ungläubige werden für immer in der Hölle sein und schrecklich gefoltert (14,17; 25,65; 39,26, 104,6-7; 3,131). Ebenso andere, deren Werke und Glauben nicht ausreichen.

In der Bibel geht es im Himmel darum, Gott von Angesicht zu sehen und Gemeinschaft mit ihm (Phil 1,21-24; Offb 21,3-5) und mit anderen Gläubigen zu haben. Niemand kann sich den Himmel verdienen. Eingang gibt es nur durch Gottes Gnade, die Christus erwirkt hat (Röm 3,24). Die Gläubigen werden einen neuen Körper haben (1.Kor 15,50-58). Sexualität spielt dort keine Rolle mehr (Mk 12,24f). Menschen, die ihr Leben nicht Jesus Christus anvertraut haben, werden von Gott verurteilt werden und im Feuersee, dem zweiten Tod, für ewig leiden (Mk 16,16).

Gottes Wort

Der Koran ist nach seiner Auffassung das unverfälschte Wort Gottes, die genaue Kopie einer ewigen Originalschrift im Himmel. Die Bibel ist auch ein Teil dieses Originals, und der Koran, als die letzte Offenbarung, korrigiert sie, wo sie abweicht (2,2. 83. 97-98; 43,2-4). Der Koran wurde durch den Engel Gabriel der Person Mohammed innerhalb von 23 Jahren diktiert (26,192-194). Er gilt für Muslime als fehlerfrei (32,1). Textkritik ist nicht erlaubt. Der Koran enthält fast keine nachweisbaren historischen oder geographischen Angaben. Seine Verse sind nicht chronologisch. Der Koran ist nur in Arabisch wirklich Gottes Wort. Manche Teile des Koran heben andere auf (2,106).

Die Bibel ist ihrer Selbstauffassung nach das verlässliche, inspirierte Wort Gottes (2.Tim 3,16). Diese Schrift braucht keine Korrektur durch eine neue Schrift und bleibt bestehen bis zum Ende (Offb 22,18). Die Autoren der Bibel wurden durch den Heiligen Geist inspiriert, so dass die Bibel ein Spiegel auch ihrer Charaktere ist. Die Bibel ist somit 100% Gotteswort und zugleich 100% Menschenwort (2. Tim 3,16). Die Bibel besteht aus 66 Schriften von über 40 Autoren aus unterschiedlichen Ländern, die innerhalb von 1500 Jahren die Texte niederschrieben. Sie erklärt sich selbst, bietet einen eigenen Verständnis-Kontext und ist chronologisch aufgebaut. Die Bibel ist in jeder Sprache Gottes Wort. Mit den verschiedenen Lesarten ihrer Abschriften ist sie Teil der menschlichen Geschichte; darum ist Textkritik zulässig. Die Bibel ist voller historischer und geographischer Angaben, die nachprüfbar sind. 

Gewaltanwendung

Im Koran gibt es einige wenige Verse gegen Gewaltanwendung, als Vorbild für Muslime, die sich in der Minderheit befinden (2,256). Viele Verse rufen zur Gewalt gegen Nichtmuslime und zur Verbreitung des Islams auf, sobald Muslime eine Möglichkeit dazu haben (z. B. 5,33; 8,39; 9,5.29; 47,4).

In der Bibel wird Gewaltanwendung in bestimmten Situationen der alttestamentlichen Geschichte als Vollstreckung des Gerichts Gottes angeordnet, aber auch bereits im Alten Testament kritisch gesehen (1.Kö 5,17); Jesus Christus lehnt sie ab (Mt 26,52). Gewalt oder Druck zur Verbreitung des christlichen Glaubens widerspricht der Glaubensfreiheit, die Gott allen Menschen gegeben hat (Offb 22,11).

 

Orientierung 2012-04; 12.09.2012

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