Gibt es im Islam die Gewissheit der Vergebung? Und wie sicher können sich Muslime sein, ins Paradies zu kommen? Dazu existieren sehr widersprüchliche Aussagen. Einerseits verspricht Allah seinen Gläubigen das Paradies (9,72) und dass er dieses Versprechen hält (3,9), andererseits kann sich keiner vor Allahs List sicher fühlen (7,99).
Gute Werke
Laut Koran werden alle Muslime nach ihrem Tod erst einmal in die Hölle kommen: „Und es gibt keinen von euch, der nicht zu ihr hinunterkommen würde.“ (Sure 19,71-72; s.a. 32,13; 7,179). Einige Muslime jedoch glauben, dass sie direkt ins Paradies kommen, wenn sie von ihren bösen Taten umkehren. An ihrer Stelle werden Juden oder Christen in die Hölle verdammt (Hadith Muslim 6665-6668). Ob und nach welcher Zeit unbußfertige Muslime nach einer Art Fegefeuer-Hölle ins Paradies aufgenommen werden (Hadith Al-Buchari 9:542), hängt von ihren guten und bösen Taten ab. Die guten Taten werden in eine Waage gelegt: „Diejenigen, deren Waagschalen schwer sind, das sind die Erfolgreichen. Diejenigen, deren Waagschalen leicht sind, haben sich selbst verloren und werden in der Hölle enden, in der sie ewig bleiben werden.“ (Sure 23,102-103; s.a. 21,47). Zu den guten Werken zählen, dass Muslime an Allah und seinen Propheten glauben, die 5 Pfeiler einhalten (Bekenntnis, rituelles Gebet, Armenabgabe, Fasten, Pilgerfahrt) und Mohammed über alles ehren (Al-Buchari 1:13). Demnach kommt ins Paradies, wer genug gute Werke sammelt: „Wahrlich, diejenigen aber, die glauben und gute Werke tun, sind die besten der Geschöpfe. Ihr Lohn bei ihrem Herrn sind die Gärten von Eden“ (Sure 98,7-8; s.a. 14,23; 5,9; 42,26). Ja, gute Taten können sogar schlechte tilgen: „Die guten Taten heben die bösen auf“ (11,114; s.a. 25,70). Aber ungewiss muss die Paradieserwartung bleiben, da kein Muslim Einblick in sein „Paradies-Konto“ hat und so nie wissen kann, ob seine Werke ausreichen. Außerdem heißt es in einem Hadith im Widerspruch zu obigem Koranvers, dass gute Taten niemand den Eingang zum Paradies verschaffen werden (Al-Buchari 8:474).
Vage Hoffnungen
Da Muslime unsicher sind, ob sie durch gute Werke ins Paradies kommen, suchen sie andere Möglichkeiten der Vergewisserung. So gilt Mohammed als Fürsprecher am Gerichtstag, denn schon zu seinen Erdenzeiten durfte Mohammed für seine Anhänger Fürbitte üben (47,19; 2,555; Al-Buchari 2:553). Wer im Dschihad für Allah stirbt, sichert sich den Zugang zum Paradies: „Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Gut für das Paradies erkauft: Sie kämpfen für Allahs Sache, sie töten und werden getötet; eine Verheißung – bindend für Ihn – in der Thora und im Evangelium und im Quran. Und wer hält seine Verheißung getreuer als Allah?“ (9,111; s.a. 3,157-158; 4,74; 2,245; Al-Buchari 1:35; 4:46, 4:175; 4:386; 9:555). Durch diese Aussagen feuerte Mohammed seine Anhänger mit der Belohnung des Paradieses an, gegen Nichtmuslime in den Krieg zu ziehen, um diesen den Islam aufzuzwingen oder sie zu töten. Bis heute werden islamisch motivierte Attentate aus diesen Stellen begründet, alles mit dem Ziel, ins Paradies zu kommen. Völlige Gewissheit bringt aber selbst das nicht. Denn erstens müssen die Motive des betreffenden Muslims wahr sein, zweitens muss es wirklich um „die Sache Allahs“ gehen (was oft umstritten ist) und drittens darf Allahs absolute Entscheidungsfreiheit nicht in Frage gestellt werden. Des Weiteren soll das Aufsagen verschiedener Koransuren Eingang zum Paradies ermöglichen. Zum Beispiel Sure 16; 21; 22. Ebenso wer die 99 Namen Gottes kennt (Al-Buchari 3:894; 8:419); wer Gutes tut bei Verwandten; wer sich selbst und seinen Mund zügelt; wer zwei oder drei seiner Kinder noch vor deren Pubertät verliert (Al-Buchari 2:340); wer drei Töchter oder Schwestern gut erzieht und gut zu ihnen ist; wer einen Muslim in seiner Abwesenheit gegen Anklagen verteidigt; wer an 40 Tagen hintereinander in der Moschee am rituellen Gebet von Anfang an teilnimmt; wer gute Manieren hat und nachsichtig ist; die Frau, die züchtig lebt und ihrem Ehemann gehorcht; wer nicht arrogant ist; wer keine Schulden hinterlässt und nichts von der Beute stiehlt; ein Mann, der mit seiner Familie und Muslimen freundlich umgeht; wer niemand um Hilfe bittet; wer schädliche Dinge für Muslime aus dem Weg räumt; wer seinen Schuldnern Zeit gibt zurückzuzahlen und teilweise die Schulden erlässt; wer Allah dreimal darum bittet, nicht ins Höllenfeuer zu kommen, sondern ins Paradies (www.islamhouse.com; Dez.2012). Vergebung erhält, wer im Fastenmonat Ramadan während der Nacht der Herabsendung des Koran (auch „Nacht der Macht“) die ganze Nacht rituell betet (Al-Buchari 3:231). Wer zur jährlichen Hadsch nach Mekka pilgert, soll anschließend rein sein wie ein Neugeborenes (Al-Buchari 3:46). Wenn ein Muslim an Allah gläubig stirbt und ihm keinen anderen Gott beigesellt, kommt er ins Paradies (Al-Buchari 7:717). Deshalb sollen Muslime Buße tun und beim Sterbeprozess das islamische Glaubensbekenntnis aufsagen.
Vorherbestimmung
Die Gewissheit, von Gott angenommen zu werden, hängt auch für Muslime mit der Vergebung ihrer Sünden zusammen. Obwohl Allah „barmherzig und voller Vergebung“ sein soll (34,2) und alle Sünden vergibt (39,53), bleibt eine starke Unsicherheit zurück. Denn Gott kann vielleicht vergeben oder eben auch nicht (Sure 28,67). Gott tut, was er will (2,284). Es ist nicht vorhersehbar, wie er im Einzelfall entscheiden wird. Muslime glauben weniger an gute Werke als vielmehr an Gottes Vorherbestimmung für das Paradies oder die Hölle: „Wir haben ja viele von den Dschinn (Dämonen) und Menschen für die Hölle geschaffen“ (7,179). Die Vorherbestimmung für das Paradies und für die Hölle wird auch in den Hadithen bestätigt: Ein Engel haucht einem Menschen den Lebensatem ein und legt sein Schicksal fest. Ein Mensch kann sich schlimm verhalten und ändert sich im letzten Moment und kommt ins Paradies, ein anderer lebt sein Leben lang gut und am Ende nimmt er einen bösen Lebenswandel an, worauf er in die Hölle kommt. Beides ist vorherbestimmt (Al-Buchari 4:430). Deshalb liegt nach gängiger islamischer Auffassung das zukünftige Schicksal des Muslim „zwischen Angst und Hoffnung“: „ruft Ihn in Furcht und Hoffnung an“ (7,56; s.a. 32,16; 39,9).
Mohammeds Unsicherheit
Sogar Mohammed wusste zu einer bestimmten Zeit nicht, ob er selbst oder seine Nachfolger ins Paradies kommen würden: „Ich weiß nicht, was mit mir, und auch nicht, was mit euch geschehen wird“ (Sure 46,9; s.a. Al-Buchari 5:266 und 4:16). Auch Mohammeds wichtigste Nachfolger und spätere Kalifen, Abu Bakr und Omar, sollen unsicher gewesen sein, ob sie ins Paradies kommen werden, obwohl Mohammed zu einem anderen Zeitpunkt zehn von seinen Nachfolgern, darunter auch ihnen, das Paradies zusagte (Muslim 0220).
Paradies für Nichtmuslime?
Mohammed lehnt im Koran ab, dass Christen Kinder Gottes sind oder gar Geliebte Gottes (5,18). Christen und Juden luden offensichtlich voller Glaubensüberzeugung selbst Mohammed ganz selbstbewusst zu ihrem Glauben ein, was er aber ausschlug (2,120). Einige Muslime können sich ein Paradies für Christen vorstellen (2,62). Doch im Islam gilt meist die Ansicht, alle Christen, Juden und Sabäer, die vor Mohammed lebten, kommen zwar ins Paradies, aber alle, die nach Mohammed lebten, müssen den Islam annehmen, um Zugang zum Paradies zu finden: „wer eine andere Religion als den Islam begehrt: nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein“ (3,85). Auf Atheisten oder Polytheisten (Anhänger vieler Götter) oder Muslime, die vom Islam abfallen, wartet die Hölle. „… Ihre Werke sind hinfällig, und sie werden (ewig) im Höllenfeuer weilen“ (9,17).
Fazit und Beurteilung
Heilsgewissheit ist nicht in erster Linie eine dogmatische Frage, sondern eine erfahrbare Gewissheit. Diese schenkt der Heilige Geist jedem, der von seinem falschen Weg umkehrt und den Erlöser Jesus Christus annimmt und dadurch Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn hat. Muslime können nicht von der Gewissheit der Rettung sprechen, weil sie damit Gottes freien Willen und seine freie Entscheidung in Frage stellen würden (2,20; 16,93). Für einen Muslim entscheidet sich erst am Tag des Gerichts, ob er gerettet ist oder nicht. Christen haben im Gegensatz zu Muslimen ein durchgängiges klares Versprechen Gottes, dass sie nicht ins Gericht kommen (Joh 5,24; 1.Joh 5,12). Die Rettung zum ewigen Leben ist in der Verbindung mit Jesus Christus absolut sicher, und Christen können und sollen sich bereits jetzt an der Gewissheit ihrer Erlösung freuen können (Lk 10,20; 1.Joh 5,13f). Christen dürfen und sollen deshalb mutig Muslime zum christlichen Glauben einladen. Gottes Rettung ist für alle Menschen, auch für Muslime bereits vorhanden, und sie müssen diese nur im Glauben annehmen. Dabei sollten Christen aber darauf aufmerksam machen, dass die Rettung nicht von ihren eigenen guten Werken oder ihrer Aufrichtigkeit abhängt, sondern von Gottes festem Versprechen, um dem muslimischen Vorwurf des Hochmuts vorzubeugen.
Orientierung 2013-01; 15.02.2013
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