Die Suren 113 und 114 (die beiden letzten im Koran) sind sich sehr ähnlich. Sie sprechen von Angst, Finsternis, Hexen, Zauberknoten, die angeblasen oder bespuckt werden, und von Neid.
„Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn… vor dem Übel dessen, was Er erschaffen hat, vor dem Übel der Dunkelheit, vor dem Übel der Knotenanbläserinnen und vor dem Übel eines jeden Neiders, wenn er neidet.“ (Sure 113, Übersetzung: M. A. Rassoul)
„Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn… vor dem Übel des Einflüsterers… sei dieser von den Dschinn oder den Menschen.“ (Sure 114, Übersetzung: M. A. Rassoul)
Nach islamischer Überlieferung erhielt Mohammed diese beiden letzten Suren des Koran, als er krank war und Halluzinationen hatte. Das rührte von einem Fluch her. Er dachte, er hätte ehelichen Umgang mit seinen Frauen, was in Wirklichkeit nicht geschehen war. Eines Tages hatte Mohammed einen Traum mit zwei Engeln, die über ihn und seine Krankheit diskutierten:
„Zwei Männer kamen zu mir und einer setzte sich zu meinem Kopf, der andere zu meinen Füßen. Der an meinem Kopf fragte den anderen: „Was ist das Problem mit diesem Mann?“ Der erwiderte: „Er leidet unter Magie.“ Der erste fragte: „Wer hat die Magie über ihm ausgesprochen?“ Er antwortete: „’Labid bin Al-A’sam, ein Mann vom Stamm Zuraiq, der ein Heuchler ist und mit den Juden kooperiert.“ Der erste fragte weiter: „Was für ein Material wurde benützt?“ Der andere sprach: „Ein Kamm mit seinen Haaren.“ Der erste fragte wieder: „Wo ist es?“ Der andere erwiderte: „In einer Haut des Fruchtstandes der männlichen Dattelpalme unter einem Stein in der Quelle von Dharwan.“ Mohammed reiste zu der Quelle beim Stamm der Zuraiq. Er ließ die Quelle leeren und den Fluchgegenstand beseitigen. Später berichtete er seiner Lieblingsfrau Aischa, dass die Dattelpalmen wie die Köpfe von Teufeln aussahen und das Wasser der Quelle so rot wie Henna gewesen sei (Hadith Al-Buchari Nr. 7660). Demnach soll Mohammed geheilt worden sein, als er den Kamm mit den Haaren beseitigte, um den ein Seil mit 11 Knoten gebunden war, an dem wiederum eine Wachspuppe hing, die von Nadeln durchstochen war. Der Engel Gabriel soll Mohammed angewiesen haben, an der Quelle die beiden Suren 113 und 114 auszusprechen, worauf sich bei jedem Vers ein Knoten löste und die Nadeln abfielen (Maududi in ALIM <islsoftware.com>). Der Fluch über Mohammed wurde von seinen Gegnern in den Jahren 610-612 n.Chr. noch in Mekka veranlasst. Manche Koranausleger meinen, dass es nicht Labid bin Al-A’sam selbst war, der den Fluch aussprach, sondern seine auf diesem Gebiet versierteren Schwestern. Mohammed faltete von diesem Zeitpunkt ab immer abends die Hände, blies in sie hinein, sprach die Suren 113 und 114 aus und rieb mit den Händen über jede Stelle seine Körpers, die erreichbar war. Auch die Gläubigen wies er an, dies zu tun. Als er das am Ende seines Lebens wegen Krankheit nicht mehr konnte, blies und rieb seine Frau Aischa für ihn. Mohammed lehnte es ab, die Voodoo-Puppe (Puppe, die den Menschen symbolisiert, an dem Magie verübt werden soll) zu zeigen, weil er befürchtete, dass Muslime diese Praktik nachahmen würden (Hadith Al-Buchari Nr. 8.89; 7.658, 7.661). In der Auslegung des Koran von Seyyid Kutup, die der türkischen Tageszeitung Zaman entnommen ist (letztere steht dem Islamprediger Fethullah Gülen nahe), werden okkulte Phänomene abgelehnt. Hexerei habe keinen realen Hintergrund, sondern basiere nur auf Betrug. Mohammed sei nicht besessen gewesen. Die Suren werden mit Telepathie, Hypnose und unsichtbaren Auswirkungen von Neid erklärt. Andererseits werden Geistwesen wie Dschinn nicht bestritten. Sie sollen durch Eingebungen in die Gedanken Menschen zu Bösem veranlassen. Doch wenn Muslime bei Gott Zuflucht suchen, fliehen die bösen Geister, heißt es. Laut dem Ausleger Maududi in der software ALIM waren diese beiden Suren nicht immer unumstritten. Hadrat Abdullah bin Mas’ud schloss sie aus seinem Korankanon aus. Er hielt sie für nicht authentisch. Auch Maududi spricht davon, dass Magie ein psychologisches Phänomen sei, das den Körper beeinträchtigen könne. Wie eine Kugel aus einem Gewehr abgefeuert oder eine Bombe von einem Kampfflugzeug abgeworfen, könne sie aber nur mit Gottes Erlaubnis ihre Wirkung entfalten.
Gebrauch von Zaubersprüchen und Amuletten
Mohammed soll Zaubersprüche zur Heilung anfangs verboten, später aber erlaubt haben, wenn der Koran dabei rezitiert und Gottes Namen beim Anblasen ausgesprochen wird. So hat Mohammed selbst nach einem Skorpionstich beim Reiben des Einstichs mit Salz und Wasser diese Suren hergesagt. Auch bei anderen Schmerzen empfiehlt er, Bismillah dreimal zu sagen, siebenmal die Zuflucht bei Gott in Worten auszudrücken und die Hände zu reiben. Er wies eine Frau mit Namen Shifa an, seine Frau Hafsah ihre anscheinend wirksame Heilungs-Formel zu lehren, mit der sie Menschen von Blasen befreite. Interessant ist auch folgende Überlieferung: als Abu Bakr seine Tochter Aischa, Mohammeds Ehefrau besuchte, war gerade eine Jüdin anwesend und blies Heilungssprüche über sie. Das legt nahe, dass auch Verse aus der Bibel für Muslime als Zaubersprüche erlaubt sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Muslime neben dem Arztbesuch auch Hilfe in der Magie suchen. Manche verdienen sogar damit ihren Lebensunterhalt. Mohammed empfiehlt als Schutz vor Magie: „Wer Datteln am Morgen isst, dem wird weder Magie noch Gift schaden“ (Hadith Al-Buchari Nr. 7664). Andererseits ermutigt er zur Magie mit: „Wer Astrologie betreibt, der lernt einen Zweig der Magie kennen. Wobei er immer mehr davon lernt, solange er sich darum bemüht.“ (Hadith Abu-Dawud, Nr. 3896). Laut Hadith sind besonders die erste und die beiden letzten Suren als Heilungssuren beliebt. Trotzdem wird vom orthodoxen Islam das „normale“ Rezitieren des Koran einer Verwendung des Koran als Zaubermittel übergeordnet. In der Praxis zeigt sich: wo man eine solche Tür zum Okkultismus öffnet, bekommt man sie nicht wieder zu.
Fazit
Mohammed war durch einen Fluch beeinflusst worden. Muslime bestreiten das im Allgemeinen nicht. Den Gedanken, seine prophetische Funktion sei dadurch beeinträchtigt worden, lehnen sie aber ab. Demnach war er zwar persönlich, körperlich und mental beeinträchtigt, aber seine Aussagen als Prophet seien deshalb nicht weniger authentisch. Der Voodoo-Kult war lange zuvor in Afrika beheimatet, und kam durch Sklavenhandel (wahrscheinlich bereits in vorislamischer Zeit) auch auf die arabische Halbinsel. Deshalb ist in manchen islamischen Regionen der Gebrauch von Voodoo-Puppen bekannt. Sie werden dazu benützt, Menschen zu heilen, aber auch um ihnen Schaden zuzufügen. Mohammed fürchtete sich vor diesen okkulten Einflüssen. Jesus gebot den Dämonen, und sie fuhren aus. Auch daran wird der „himmelweite“ Unterschied zwischen diesen beiden Personen deutlich. Für Christen ist diese Praxis, mit Okkultem zu manipulieren, völlig abzulehnen und sogar verboten. Schon im Alten Testament, über 2000 Jahre vor Mohammed, hat Gott seinem Volk Israel diese okkulten Praktiken untersagt. Christen sollen statt zu fluchen segnen, insbesondere auch ihre Feinde. Das können sie aus der Kraft heraus tun, dass Jesus gekommen ist, um die Werke Satans zu zerstören (1.Joh 3,8). „Er hat die Gewalten und die Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat er den Triumph über sie gehalten“ (Kol 2,15). Christen können in der Gewissheit leben: „Wie der Sperling hin und her flattert, wie die Schwalbe wegfliegt, so ein unverdienter Fluch: er trifft nicht ein“ (Spr 26,2).
Orientierung 2011-02; 20.04.2011
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