Christen sind präsent in der Frankfurter Fußgängerzone: Kommt ein Mensch ins Paradies durch das Halten der 10 Gebote? Ein Mitarbeiter berichtet, wie er Muslimen seinen Glauben bezeugt.
Im November 2011 veranstaltet eine deutsche Gemeinde in Frankfurt/M. in der Fußgängerzone Zeil einen öffentlichen Gottesdienst. Mutig! Mit Lautsprechern tragen vor allem junge Christen Lieder vor und verteilen in der kalten Jahreszeit kostenlos einen Punsch und Gebäck. Kurze Theaterstücke, Aktionszeichner und Pantomime sollen die Zuschauer auf das Evangelium hinweisen. Viele Passanten bleiben stehen und sind interessiert. Darunter auch zwei junge Afghanen. Ich bin erstaunt, wie offen sie sind, über den christlichen Glauben zu sprechen. Ich frage sie, wie sie ins Paradies kommen möchten und stelle ihnen die Zehn Gebote vor, die ihnen bekannt vorkommen. Bei einem Test gibt einer der beiden zu verstehen, dass er auf keinen Fall jemals gestohlen habe: „Das verbietet meine Erziehung!“ Beim Lügen habe er sich aber schon ertappt.
Bei einem marokkanischen Muslim, der schon seit Jahren in Deutschland lebt und täglich in eine Frankfurter Moschee geht, sieht es schon anders aus. Er will zwar den alkoholfreien Punsch, aber keine Plätzchen und schon gar nicht über den christlichen Glauben reden. Denn dazu sei zu viel Zeit für die vielen Themen nötig. Am Ende sprechen wir fast eine Stunde miteinander. Er hat die versöhnliche Einstellung, Christentum und Islam unterschieden sich ja nur minimal. Ich spreche wieder von den Zehn Geboten und Jesus, dem Retter. Ich gebe vorsichtig zu verstehen, dass dieser ihm noch fehle. Das ist nicht einfach für ihn. Er weiß um den islamischen Anspruch, Christen sollten eigentlich Muslime werden, aber da nun mal Muslime in Deutschland in der Minderheit sind… Wir beide merken, dass noch vieles unausgesprochen geblieben ist, aber ein erster Schritt zu einem ehrlichen Gedankenaustausch ist getan.
Orientierung 2012-01; 14.02.2012