Illustrationen im Gespräch mit Muslimen

Illustrationen helfen uns, die Wahrheit zu transportieren. Welche Geschichte können wir bei Muslimen mit ihren speziellen Fragen einsetzen, um ihnen schlüssige Argumente in Bezug auf den christlichen Glauben zu liefern?

 

Warum wir Illustrationen brauchen? – Eine Geschichte

„Es war einmal die nackte Wahrheit unterwegs in den Straßen, wo sie geboren war. Alles, was sie sich einhandelte, war Ablehnung. Niemand lud sie ins Haus ein. Alle flohen vor ihr. Als die Wahrheit eines Tages völlig traurig und entmutigt vor sich hin ging, stieß sie auf Parabel. Parabel war in strahlenden und farbigen Kleidern unterwegs. Parabel fragte Wahrheit:„Sag mir, Nachbar, was macht dich so traurig?” Die Wahrheit antwortete verbittert: „Ach, Bruder, es steht sehr schlecht. Ich bin alt, sehr alt und niemand will mich anerkennen. Niemand will auch nur das Geringste mit mir zu tun haben.” Als Parabel das hörte sagte sie: „Die Leute rennen nicht vor dir weg, weil du zu alt bist. Ich bin ja auch alt. Sehr alt. Aber je älter ich werde, umso mehr mögen mich die Leute. Ich sag dir ein Geheimnis: Jeder mag die Dinge etwas verkleidet und hübsch gemacht. Lass mich dir einige meiner prächtigsten Kleider ausleihen. Du wirst feststellen, dass die Leute, die dich vorher abgelehnt haben, dich jetzt in ihr Haus einladen und sich über die Gemeinschaft mit dir freuen werden.” Wahrheit nahm den Tipp von Parabel an und lieh sich ihre Kleider aus. Und von dieser Zeit an gingen Wahrheit und Parabel Hand in Hand und jeder liebte sie. (Quelle: Yiddish Folktales, Pantheon Books, New York, edited by Beatrice Silverinan Weinreich, ISBN: 0805210903)

 

Jesus gebrauchte oft Gleichnisse

„Jesus war kein Theologe – er war Gott, der Geschichten erzählte”, sagte Madeleine L’Engle einmal überspitzt. Wie Jesus können wir Gleichnisse gebrauchen, um eine biblische Wahrheit zu unterstreichen und zu argumentieren (Mt 13,34-35). Jesus beschreibt diesen „Gleichnisschatz” folgendermaßen: „Darum ist jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Reichs der Himmel geworden ist, gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt” (Mt 13,52). In den vier Evangelien sehen wir Jesus – außer in der Synagoge – selten Bibelverse als Ausgangspunkt für evangelistische Gespräche benützen. Er erzählte immer Erlebnisgeschichten aus dem täglichen Leben oder verwendete Beispiele aus der Natur. Überraschenderweise hat er auch kaum einmal eine kurze Zusammenfassung einer Geschichte aus dem Alten Testament als Einstieg benutzt. Unbekannte Geschichten sollten Menschen zum Nachdenken bringen, ohne sofort eine Antwort zu liefern. Das heißt für uns, nicht jede Geschichte, die wir erzählen, muss auch mit ihrer geistlichen Anwendung erzählt werden. Wir sollten sie aber wie eine Antwort auf ein Problem mitten in den Raum stellen. Zu versuchen, das volle Evangelium bis in alle Details gleich mitzuliefern, ist oftmals kontraproduktiv. Menschen zum Nachdenken zu bringen ist dagegen eine der größten Möglichkeiten in der Evangelisation. Geschichten können Gedanken und Wahrheiten geradewegs an den Abwehrgeschützen, die das menschliche Herz umgeben, vorbeischmuggeln.
Sollten wir uns deshalb nicht im Erzählen von Geschichten üben? Über 75% der Bibel besteht aus Geschichten und Ereignissen. Wenn wir Gedichte und Sprüche dazuzählen, dann werden vermutlich weniger als 10% der Bibel als abstrakt „intellektuell” zurückbleiben. Geschichten erzählen macht aus entmutigten, ausgegrenzten und wenig geschulten Christen starke Evangelisten und Seelsorger mit großer Auswirkung. Sie erleben positive Reaktionen.

 

Gebrauch der Gleichnisse in unserer Zeit

„Eine Predigt ohne Illustration ist wie ein Raum ohne Fenster”, argumentierte C.H. Spurgeon einmal. Wir sehen dieses Prinzip auch in der TV-Werbung verwirklicht. In ihr wird oft eine Minigeschichte erzählt, damit sich der Zuschauer leichter erinnert. Sie wird häufig wiederholt, bis sie sich eingeprägt hat. Sogar eine Karikatur in der Zeitung ist im Grunde oft eine Minigeschichte.
Erstaunlicherweise ziehen viele Menschen aus dem Westen die meisten Informationen nicht aus schriftlichen Quellen, sondern aus sprachlicher Kommunikation mit anderen. Deshalb ist das persönliche Gespräch auch für die Evangelisation in Europa von Bedeutung, und erst recht für die Orientalen, die hier leben und die durch ihre Kultur fast ausschließlich auf das Gespräch für den Informationsbezug angewiesen sind.

Geschichten in Filmen und Büchern und Texte von Musikstücken sind gute Möglichkeiten, um auf feinfühlige Weise Ansätze für die Weitergabe des Evangeliums zu finden. Obwohl die Autoren selbst oftmals keine solchen Absichten verfolgten, haben sie unwissentlich Wahrheiten mit Ewigkeitswert eingebaut, die nur darauf warten, eingesetzt zu werden. Das heißt aber nicht, dass wir als Christen in jeden Kinofilm gehen und schon gar nicht diese gut heißen müssen. Dennoch können sie eine Brücke zu Nichtchristen sein (christliche Homepage über Kinofilme, die auf geistliche Ansätze durchsucht werden: www.movieglimpse.com). Weitere Quellen für Geschichten und Wortbilder finden wir, wenn wir über die speziellen Interessen unseres Gegenübers nachdenken, die Natur mit ihren Wundern zu Rate ziehen, Gegenstände aus dem täglichen Leben verarbeiten, selbst eine Geschichte erfinden oder aus Erlebnissen unserer Vergangenheit schöpfen. Der richtige Zeitpunkt für den Einsatz einer Geschichte ist wichtig, damit unser Gesprächspartner entspannt und ohne Ablenkung zuhören kann.

Obwohl theologische Streitgespräche (Apologetik) durchaus für die Evangelisation benutzt werden können, gab der berühmte Schriftsteller C.S. Lewis diese apologetische Methode aus seiner Anfangszeit fast völlig auf und begann stattdessen, Geschichten zu erzählen. Lewis schrieb viele apologetische, philosophische Bücher, die manchen überzeugten. Aber durch seine Kinderbücher wie die Narnia-Geschichten erreichte er Millionen Kinder und Erwachsene mit grundlegenden christlichen Wahrheiten.

 

Muslime und Gleichnisse

Besonders hilfreich sind Beispielgeschichten, die aus der Kultur der Muslime stammen. Diese sensitive Art hilft auch den Türken in Deutschland, die immer noch ihre eigene Kultur pflegen und sich an Gegebenheiten in ihrer Heimat erinnern. Ein Problem mit Muslimen besteht allerdings oft darin, dass sie wenig Geduld haben, uns zuzuhören. Deshalb sollten unsere Geschichten „kurz und knackig” sein. Wir sollten sie am besten vorher mit jemandem einüben. Ein Muslim wird oftmals nicht gleich nach der ersten Geschichte neue Gedanken aufnehmen. Manchmal braucht es viel Geduld und mehrere Geschichten zu verschiedenen Zeiten, bis eine Änderung der Überzeugung eintritt. Analogien sind nie perfekt und wir müssen im Gespräch den einen Punkt betonen, der weiter führen soll. Persönlich habe ich Probleme, Märchen zu benutzen. Ich verwende lieber Beispiele aus dem Alltag. Der Gebrauch von Märchen kann manchmal unsere Botschaft unglaubwürdig machen und sie quasi auch zum Märchen degradieren.
Aus Platzgründen fügen wir hier nur einige wenige Beispielgeschichten an, die uns helfen können, speziell den Vorwurf der Bibelfälschung bei Muslimen zu entkräften.
Traktate, die Geschichten erzählen, wie „Der König der Sklave wurde” und andere können Sie direkt beim EAD (Tel.:             0231-488762      ; info@ead-direkt.de) bestellen.

Buchtipp: Die Wortbild Methode, Gary Smalley & John Trent, Francke, 1991, ISBN 3-88224-866-1

 

Im Download-Bereich können weitere Geschichten geladen werden.
Orientierung 2004-05, 03.11.2004

Sie dürfen diesen Artikel frei kopieren unter Angabe der Herkunft: www.orientdienst.de