Als ich 15 Jahre alt wurde, habe ich mich mehr für die Politik interessiert und alle religiösen Dinge aufgegeben. 1993 kam ich nach Deutschland. Im Jahr 1998 bin ich nach Münster umgezogen. Mein Nachbar war ein netter Mann. Sein Leben hat mich sehr beeindruckt, weil er immer so freundlich war und mich immer herzlich gegrüßt hat. Das Problem für mich war, dass er Christ war. Ich dachte, dass alle religiösen Leute dumm und schwach sind, aber er war anders. Er war intelligent und liebevoll. Ich habe ihn und sein Leben genauer beobachtet. Stück für Stück ist mein Interesse am Christentum gewachsen, so dass ich gefragt habe, ob der Nachbar mir eine türkische Bibel geben könnte.
Als ich das Neue Testament bekam, habe ich gleich das Matthäusevangelium gelesen. Dabei stellten sich mir eine Menge Fragen und auch viele Kritikpunkte. Er sagte mir immer wieder, dass ich diese Fragen Jesus Christus selbst im Gebet stellen sollte. Das war für mich eine seltsame Vorstellung, dass ich mit Gott reden konnte. In ungefähr 6 Monaten las ich dann das ganze Neue Testament. Für eine Weile hielt ich Jesus für einen guten Menschen, einen Revolutionär, für einen Menschen voller Barmherzigkeit, den ich zu lieben und dem ich zu vertrauen begann. Er wurde für mich mehr als ein guter Sozialdemokrat – aber seine Gottheit konnte ich nicht akzeptieren. Wenn er Gott wäre, hätte er nicht sterben müssen. Er hat doch in Matthäus und Markus gesagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Eines Abends habe ich endlich im Namen von Jesus gebetet, wie mein Nachbar es mir empfohlen hatte. Ich habe geweint, wurde innerlich ruhig, aber mir war noch immer unklar, warum Jesus am Kreuz sterben musste. In der Nacht bin ich aufgewacht und habe im Lukasevangelium gelesen:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34). Ich hatte die Antwort gefunden. Mir wurde klar, dass Jesus wirklich der Herr ist und für meine Sünden hinging, um am Kreuz zu sterben. Mein Herz wurde mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. So kam ich zum Glauben.
(* Name geändert)
Orientierung 2015-02; 29.05.2015
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