Türken finden in Deutschland zum Glauben

„Die Hinwendung zu Christus war die wichtigste Entscheidung meines Lebens.“
Eine Türkin, Süreyya A., erzählt, wie sie in Deutschland Jesus kennen lernte.

Alles kam anders, als wir dachten …! Ich wuchs als Muslimin in der Türkei auf und heiratete 1985. Mein Mann und ich wollten uns in unserer Heimat eine Zukunft aufbauen. Doch zusehends war unser Leben von Angst und Gefahr geprägt. Um uns herum kamen einige Menschen ums Leben, die ähnliche politische Meinungen wie wir hatten. Natürlich wollten wir unsere Kinder in geordneten Verhältnissen, in Geborgenheit heranwachsen lassen Das veranlasste uns, alles aufzugeben, zu flüchten und ein sicheres Land zu suchen.

1993 kam ich zusammen mit meinem Mann und meinen zwei Kindern nach Deutschland. Wir fürchteten uns nicht davor, in einem unbekannten Land ein ganz neues Leben zu beginnen. Wir waren jung. Da wir Gott nicht kannten, vertrauten wir vor allem uns selbst.

In Deutschland angekommen erlebten wir unsere erste grosse Enttäuschung: Als vierköpfige Familie wurden wir monatelang in einem einzelnen Barackenzimmer untergebracht. Das fiel mir, die in der Türkei einen relativ hohen Lebensstandard genossen hatte, sehr schwer. Niemals hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass wir in Europa in solche Verhältnisse kommen würden. Wir hatten keine Küche. Die Toilette mussten wir mit vielen anderen Menschen teilen. Alles war schmutzig und schrecklich. Später konnten wir in eine Zweizimmer-Wohnung umziehen. Da Kontakt mit den Deutschen aufgrund der Sprachbarriere kaum möglich war, waren die einzigen Menschen, mit denen ich austauschen konnte, Türken. Aber diese waren ganz anders als mein Bekanntenkreis in der Heimat. Meine türkischen Nachbarn hier lebten ausschliesslich unter sich, abgekapselt und unfähig, sich für etwas Neues zu öffnen oder etwas zu lernen. Mit der Zeit merkte ich, dass diese Haltung der Abschottung in manchen Deutschen Vorurteile bewirkte. Ich litt unter diesen Vorurteilen und war enttäuscht wegen der Ablehnung, die ich erfuhr. „Na ja, es gibt wohl in jeder Volksgruppe gute und schlechte Menschen“, versuchte ich mich zu trösten. Ich nahm mir vor, nicht aufzugeben und mich – trotz der Sprachbarrieren – mit diesem Land und seinen Leuten auseinander zu setzen. Dazu gehörte auch ihr Glaube. Da meine Bindung an den Islam sowieso locker war, war ich in dieser Beziehung neugierig und offen.

Noch in der Türkei hatte ich aus einem Fernsehprogramm von Zeugen Jehovas einige ihrer Gedanken mitbekommen. Es war wenig, aber mein Interesse war geweckt worden. Als nun in Deutschland Zeugen Jehovas an unsere Tür klopften, freute ich mich und kaufte ihnen eine Bibel ab. Etwa ein Jahr lang kamen zwei von ihnen wöchentlich vorbei und wir lasen gemeinsam in der Bibel. Allerdings waren ihre Antworten auf unsere Fragen sehr unbefriedigend, und so brachen mein Mann und ich den Kontakt zu ihnen ab. Drei Jahre lang öffneten wir unsere Bibel nicht mehr. Da wir keine Arbeitserlaubnis bekamen, waren wir von allen sozialen Kontakten so gut wie abgeschnitten. Das belastete mich sehr, und ich war nahe an einer Depression. Die Bücher, die ich las, vermochten nicht, meine innere Leere auszufüllen.

Eines Tages griff ich wieder zur Bibel und öffnete „per Zufall“ Matthäus 3,13-17. Dort wurde von der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer berichtet. Ich sagte zu mir selbst: „Wenn Jesus, der ja Gottes Sohn war, sich taufen liess, wie viel mehr brauche ich dann die Taufe.“ In mir wuchs der Wunsch, mich taufen zu lassen. Da ich immer noch kein Deutsch sprach, bat ich eine Kollegin, mir zu helfen, und vereinbarte einen Termin mit dem Pfarrer der Kirche am Ort. Wir trafen den Pfarrer. Dieser gab mir vorerst einen neuen Termin, da er mich mit türkisch sprechenden Gläubigen bekannt machen wollte. Von nun an traf ich mich mit einem deutsch-türkischen Ehepaar vom Orientdienst regelmässig zum Bibelstudium. Auf meine Fragen bekam ich nun endlich Antworten. Ich erkannte, dass meine innere Leere daher kam, dass ich Gott in meinem Leben nicht Raum gegeben hatte. Ich war überzeugt: Der Mensch mag in noch so guten Verhältnissen leben – wenn er Gott nicht hat, kann er nicht glücklich werden. Und so entschied ich mich etwa ein Jahr später, mein altes Leben aufzugeben und mich dem anzuvertrauen, der das wirkliche Leben ist: Jesus Christus. Mein Mann kam ein paar Monate später zum Glauben. Auch unsere beiden älteren Kinder haben sich für Jesus entschieden, die 12- und 9-Jährigen haben Jesus auf kindliche Weise lieb. Meinem Mann und mir ist es wichtig, sie auf dem Weg mit Jesus zu begleiten

Die Hinwendung zu Christus war die wichtigste Entscheidung meines Lebens. Inzwischen war mir auch bewusst geworden, dass ein riesiger Unterschied besteht zwischen Namenschristen und echten Christen. Durch Leute, die den Namen haben, Christen zu sein, obwohl sie es nicht sind, entstehen bei den Menschen anderer Religionen grosse Missverständnisse und Vorurteile. Deswegen wird ja auch das Christentum von vielen Muslimen vehement abgelehnt. Mir war klar, dass meine Entscheidung für Jesus Christus Ablehnung von den Anhängern meiner früheren Religion zur Folge haben würde und ich mich auf sehr viel Leid gefasst machen musste. Es war nicht so, dass ich mich davor nicht fürchtete. Aber ich erkannte die Liebe und das Erbarmen des Herrn. Das Wissen um diese grosse Liebe mir gegenüber half mir, meine Ängste zu überwinden.

Wie hat sich mein Leben verändert, nachdem ich den Herrn kennen lernte? Wenn ich alle Veränderungen aufschreiben würde, müsste ich wohl mehrere Bücher schreiben. So will ich mich auf drei wichtige Punkte beschränken.

1) Früher glaubte ich, im Vergleich zu anderen sei mein Leben sehr gut. Ich meinte, ziemlich sündlos zu sein – bis der Herr mir durch sein Wort die Augen öffnete. Danach erkannte ich, dass mein Leben sehr schmutzig und verkehrt war und dass ich schlimmste Sünden begangen hatte. Umso dankbarer bin ich, in Jesus Vergebung gefunden zu haben.

2) Als Christ kann ich denen vergeben, die mir Böses angetan haben. Ich staune selbst über die Fähigkeit zu vergeben. Nicht ich bin es, die vergibt, sondern der Herr, der dies in mir bewirkt.

3) Bevor ich Jesus Christus kannte, war ich Humanistin. Ich behauptete, die Menschen zu lieben. Nachdem ich gläubig geworden war, erkannte ich, dass ich ja bloss diejenigen geliebt hatte, die mich auch liebten. Aber Gott, der Herr, hatte mich geliebt, als ich ihn weder kannte noch liebte. Seit ich den Herrn kenne, kann ich Leute von der Strasse lieben, Personen, die ich überhaupt nicht kenne. Ich weiss, wie sehr jeder Mensch Gottes Erbarmen braucht. Gott bewirkt, dass ich – selbst wenn mein Gegenüber mich ablehnt – in meinem Herzen Erbarmen mit diesem Menschen fühle und ich für ihn beten kann.

Alle diese Erkenntnisse und Lebensveränderungen wuchsen aus der Liebe und Güte des Herrn, die ich erfahren habe. Ihm sei Lob und Dank!

Quelle: Ethos 8/2008, Abdruck mit freundlicher Genehmigung.