Sprachendschungel im ehemaligen Jugoslawien

01.02.2021
Image
Sprachendschungel im ehemaligen Jugoslawien – Ein Einblick

Seit 2006 bestehen sechs international anerkannte Nachfolgestaaten: Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Nordmazedonien. Der völkerrechtliche Status des Kosovo ist hingegen strittig. Die Bevölkerungsgruppen und damit auch ihre Sprachen sind teils über die politischen Grenzen hinweg verstreut. Manche Sprachen sind sich recht ähnlich.

So ist Serbo-Kroatisch eine Sprache, die sich vor allem aus politischen Gründen in vier Nationalsprachen aufteilt: Serbisch, das in kyrillischer Sprache verschriftlicht wird und Kroatisch, welches mit lateinischer Schrift geschrieben wird. Dazu kommt jeweils Bosnisch und Montenegrinisch, für welche beide Alphabete genutzt werden. Allerdings sinf letztere Sprachen so klein sind, dass sie im Geschriebenen meistens auf Serbisch, selten auf Kroatisch zurückgreifen.

Die Vokabeln und die Grammatik sind dabei in allen vier Sprachen nahezu identisch, ähnlich wie Hochdeutsch und Österreichisch. Unterschiede gibt es nur in einigen wenigen Vokabeln und besonderen grammatischen Strukturen. Das Lesen der jeweiligen anderen Sprachen ist theoretisch möglich. Oftmals verweigern sich die Personen aber, da bedeutende politische Konflikte im Hintergrund stehen und die Sprache des anderen abgelehnt wird.

Mazedonisch ist eine eigene Sprache, die näher mit Bulgarisch verwandt ist. Slowenisch ist eine eigenständige Sprache, die aber eng mit dem Kroatischen verwandt ist und ebenfalls in lateinischer Schrift geschrieben wird. Albanisch ist eine eigenständige Sprache und eher mit dem Griechischen verwandt. Sie nutzt das lateinische Alphabet.

Um Menschen nicht versehentlich zu beleidigen, sollte man daher sehr sensibel mit der Thematik umgehen. Fragen Sie einfach nach: “Können Sie das lesen?”

Religiös kann man osteuropäische Länder grob in zwei Richtungen unterteilen: Orthodox geprägte Länder mit kyrillischer Schrift haben ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zu Russland. Katholisch geprägte Länder mit lateinischer Schrift sind stärker westlich beeinflusst. Dazu kommt die große Anzahl von muslimischen Bürgern, sodass in vielen Ländern ein Sprach-Ethnien-Religionen-Mix der ansässigen Bevölkerung vorherrscht.

Die folgende Tabelle hilft Ihnen, sich grob zu orientieren:

Land
Häufigste Sprache
Alphabet
Auch oft vertreten 
Vorherrschende Religionszugehörigkeit
Albanien
Albanisch (99%)
Lateinisch
 Griechisch
Muslimisch (56%), Katholisch/Orthodox (17%)
Bosnien-Herzegowina
Serbisch, Kroatisch, (Bosnisch)
Kyrillisch, Lateinisch
Muslimisch (50%), Orthodox (30%),      Katholisch (15%)
Bulgarien
Bulgarisch
Kyrillisch
Türkisch, Roma
Orthodox (76%), Muslimisch (10%)
Mazedonien
Mazedonisch
Kyrillisch
Albanisch, Roma, Türkisch
Orthodox (65%), Muslimisch (33%)
Montenegro
Montenegrinisch, Serbisch
Kyrillisch
Albanisch, Bosnisch
Orthodox (72% ), Muslimisch (16%)
Kosovo
Albanisch (88%)
Lateinisch
Serbisch (7%)
Muslimisch (96% )
Kroatien
Kroatisch
Lateinisch
Katholisch (87% ), Orthodox (5%)
Serbien
Serbisch
Kyrillisch
Orthodox (85% )
Slowenien
Slowenisch 
Lateinisch
Katholisch (58%), Muslimisch (2,5%), Orthodox (2,5%), über 30% konfessionslos